09.11.- 13.12.18 Anreise, Spanien,

Kanarische Inseln, Lanzarote

Am 09.11.18 starten wir zu unserer Reise auf die Kanarischen Inseln. Aber bevor es in den Süden geht, besuchen wir noch Freunde und Verwandte in Österreich und auf der schwäbischen Alp.

 

Frankreich ist diesmal nur Transitland für uns. Die zügige Durchreise ist aber gar nicht so einfach, denn die Franzosen machen ihrem Unwillen über Preis- und Steuererhöhungen Luft. Anfangs verstehen wir gar nicht so recht was überhaupt los ist, aber nach kurzer Zeit packen auch wir unsere gelben Warnwesten aus und zeigen Solidarität.

Die Demonstranten haben fast alle Kreisverkehre besetzt und lassen die Fahrzeuge nur nach einer Wartezeit passieren. Mal sind es nur 5 Minuten, mal aber auch eine halbe Stunde. Die Stimmung ist immer freundlich und wir sind noch nie mit so vielen Franzosen ins Gespräch gekommen wie heute. Nach einiger Zeit wird die Warterei aber echt lästig und wir fahren auf die Autobahn. Dort geht es gut voran – jedenfalls eine ganze Zeit lang. Dann stehen wir aber rd. 1,5 Stunden im Stau. Der Grund ist eine besetzte Mautstelle. Die Demonstranten haben die Mautschranken blockiert und so können wir ohne zu zahlen passieren. Das versöhnt uns etwas mit der langen Wartezeit. Bei Vienne übernachten wir auf einem Aldi-Parkplatz. Nicht schön, aber es ist ohnehin schon dunkel – also was soll´s.

Am nächsten Morgen (Sonntag ..) begegnen uns im ersten Kreisverkehr schon wieder Gelbwesten – also nichts wie ab auf die Autobahn! Das klappt auch gut und ganz entgegen unserer sonstigen Reisegewohnheiten machen wir auf der Autobahn einfach nur Strecke. Rd, 470 km um genau zu sein, bis wir bei Le Pertus die spanische Grenze erreichen.

Wieviel Maut kostet diese lange Strecke? Keine Ahnung, denn an der Mautstelle erwarten uns die nächsten Demonstranten. Ein zahlreiches Polizeiaufgebot sorgt dafür, dass die Wartezeit nicht zu lang ist und die Demonstranten sorgen dafür, dass wir mal wieder nichts bezahlen müssen. Wirklich eine gute Kombination.

 

In Spanien wechseln wir wieder auf die mautfreien Strecken, was hier kein Problem ist. Es regnet in Spaniens Norden und das wohl schon recht lange, denn auf den Feldern steht das Wasser und viele kleine Nebenstraßen sind wegen Überschwemmung gesperrt. Bei dem Wetter haben wir keine Lust auf Zwischenziele und beschließen zügig bis Antequera durchzufahren.

Es folgen zwei weitere Fahrtage. Wir wechseln uns beim fahren ab und kommen gut voran. Das Wetter ist immer noch kühl und regnerisch, die Landschaft entlang der Autovias meist nicht besonders attraktiv und so langsam haben wir die Fahrerei echt satt!

 

An der AP 46 suchen wir ein Fährbüro der Linie FRS auf. Wir haben uns für FRS entschieden, da es uns egal ist, ob wir von Cadiz oder Huelva verschiffen. Die von Cadiz aus fahrende Mediterranea Linie hat erst wieder ab 18.12. Plätze frei und so ist unsere Wahl auf FRS gefallen. Das Ticketbüro – von FRS auf der Homepage offiziell aufgeführt – bzw. der dort gerade anwesende Mitarbeiter erweist sich als eine einzige Katastrophe! Er kann rein gar nichts. Nicht seinen PC bedienen, keine Daten aufnehmen, kein Ticket drucken, keine Bezahlung entgegennehmen etc., etc.. Das ganze Chaos zu beschreiben, würde diesen Bericht sprengen - wir haben geschlagene 3 Stunden dort verbracht!

Iberische Wölfe Lobopark Antequera
Iberischer Wolf Lobopark Antequera

In Antequera besuchen wir natürlich Daniel und das Team vom Lobopark. Hier können wir uns dann endlich erholen und zur Ruhe kommen.

Die Wölfe singen uns in den Schlaf und wecken uns am Morgen wieder. Natürlich liegen sie nicht den ganzen Tag so faul herum wie auf den Bildern, aber diese entsprechen gerade unserem Befinden.

 

Heiner kocht Paella – seeehr lecker!

 

Das Wetter bessert sich und wir machen Ausflüge nach Antequera zum Alcazar und den Dolmen und auf den Torcal. Dort können wir leider nur kurz wandern, da die Gipfelregion meistens in dichten Wolken hängt. (Einen ausführlichen Bericht über den Torcal und die Umgebung Antequeras findet ihr in unseren Berichten aus 2017).

 

Antequera Stadtbild mit Burg

Am 27.11. verabschieden wir uns von Daniel und seinem Team und fahren nach Sevilla unserer Lieblingsstadt in Andalusien. Wir übernachten wieder auf dem Parkplatz an der Puente de los Remedios. Leider ist es nachts etwas lauter als gewohnt, da die Puente gerade eine neue Teerdecke bekommt und die Straßenbaufirma die ganze Nacht durcharbeitet, damit am nächsten Morgen der Verkehr nicht behindert wird. Der Platz hat den Preis ggü. letztem Jahr mal locker um die Hälfte erhöht. Statt 10€ zahlen wir jetzt 15€ pro Tag. Ganz schön happig, aber mit Blick auf die zentrale Lage (5 Minuten zu Fuß in die Altstadt) aus unserer Sicht immer noch die beste Lösung.

 

In Sevilla haben wir das erste Mal wieder richtiges Urlaubsfeeling und das liegt hauptsächlich am Wetter. Die Sonne scheint und es ist mit 21 Grad angenehm warm. Wir machen lange Spaziergänge durch die Altstadt und besichtigen den Komplex des Metropol Parasol diesmal sogar von oben. Es dauert ein wenig, bis wir den Eingang zu den Aufzügen finden, aber die Aussicht von oben über die Stadt und die pilzförmigen Bauten ist beeindruckend. Anschließend lassen wir es uns bei Tapas und leckerem Sangria gutgehen. Urlaubsfeeling halt.

Sevilla Metropol Parasol Altstadt

Am 30.11. fahren wir nach Huelva zum Fährbüro von FRS. Dort lassen wir unsere Tickets checken – sicher ist sicher- aber alles ist korrekt. Im weitläufigen Hafengelände dürfen wir nicht übernachten und fahren deshalb bis nach Mazagon. Am Strand neben dem Jachthafen sind große Parkplätze und dort stehen auch schon etliche Wohnmobile. Wir stellen uns dazu und verbringen den Nachmittag mit „Hausarbeit“. Danach machen wir einen letzten Fernsehabend, denn auf den Kanaren werden wir wohl keinen Empfang mehr haben.

 

Am nächsten Morgen sind wir gegen 9.30 Uhr wieder am FRS Büro im Hafen. Kurz werden unsere Pässe und die ausgedruckten „Tickets“ kontrolliert und dann können wir uns auch schon in die Reihe der wartenden Fahrzeuge einreihen. Da die Fähre erst um 12.30 ablegt und wir bei den letzten Fahrzeugen seien werden, die auffahren (Lanzarote ist die erste der angelaufenen Inseln) haben wir viel Zeit. Wir lernen Ulla und Klaus kennen, die mit ihrem grünen VW-Bus vor uns stehen. Die Beiden sind Mitveranstalter des Willy-Treffens, haben jede Menge Reiseerfahrung und viel zu erzählen.

Die Auffahrt auf die Fähre ist ein Erlebnis der besonderen Art. Wir müssen rückwärts über eine ziemlich schmale Rampe als eines der letzten Fahrzeuge einfahren. Das ist nicht gerade einfach, aber für Thomas kein Problem. Dann aber möchten uns die munter winkenden Einweiser hinter ein bereits parkendes Fahrzeug bugsieren. Es folgt wildes Gewinke und vor und zurückrangieren, bis ich – halb aus dem Fenster hängend - im letzten Moment noch sehe, dass wir mit dem Heck nur wenige Zentimeter von der schmalen Metallkante des absenkbaren Zwischendecks entfernt sind. Um unbeschadet darunter her zu passen, müssten wir rd. 40 cm kleiner sein. Mir reicht es, ich steige aus und übernehme das Einweisen selbst. Aus dieser Perspektive ist auch sofort klar, dass das gar nichts werden kann! Wir sind für die Parklücke über 1 Meter zu lang, selbst wenn man uns einfach seitlich reinschieben könnte. Das mache ich den Einweisern auch schnell klar und wir bleiben – glücklicherweise ohne demoliertes Heck – einfach dort stehen wo wir sind.

 

Merke: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wenn´s beim Einweisen eng wird mach es selber, es ist ja schließlich auch dein Auto!

Anschließend erkunden wir die Fähre. Auf dem Außendeck mit Pool veranstaltet eine Animationscrew gerade ein Tänzchen und verbreitet etwas Kreuzfahrtatmosphäre. Nach einem Rundgang über die Außendecks suchen wir die gebuchten VIP-Sitze (Sessel mit Liegeposition, da die Kabinen bei Buchung bereits belegt waren) und vertreiben uns die Zeit mit lesen.

 

Mit dem Wetter haben wir Glück. Es ist sonnig und das Meer ist absolut ruhig. Die Schiffsbewegungen sind minimal und die Tabletten gegen Seekrankheit bleiben in der Verpackung.

 

Dreimal täglich dürfen die Passagiere für eine halbe Stunde zu ihren Autos. Wir nutzen die Zeit, um Verpflegung etc. aus dem Sprinter zu holen. Die Versuchung die Nacht in unseren Betten zu verbringen ist groß. Es bleibt aber bei dem Gedanken, denn es ist verboten und das auch aus gutem Grund. Am Ende des Zeitfensters, werden die schweren Metalltüren, die die Fahrzeugdecks abriegeln nämlich wieder geschlossen und falls etwas passiert, möchte man dann ganz bestimmt nicht dort unten sein.

 

Die Nacht zieht sich, da die Schlafsessel nicht wirklich eine bequeme Schlafposition zulassen aber es lässt sich aushalten. Viele Passagiere machen es sich auf den Sofas in den Aufenthaltsräumen bequem. Mal sehen, ob wir das bei der Rückfahrt auch machen.

 

Das freie Wifi an Bord ist gar nicht so schlecht und wir vertreiben uns die Zeit mit surfen und Karten spielen. Um 16.00 Uhr (kanarische Zeit, also eine Stunde weniger) kommt die Fähre in Arrecife an. Wir sind froh, dass wir von Bord können und zumindest um die kostenlose Erkenntnis reicher, dass Kreuzfahrten wohl nicht unser Ding wären.

 

Bei der Fahrt durch Arrecife registrieren wir noch erfreut den niedrigen Dieselpreis (1,04 Euro) und den hervorragenden Zustand der Straßen. Dann aber dominiert die Müdigkeit und wir suchen uns einen Parkplatz am Ortsrand, wo wir unbehelligt die Nacht verbringen.

 

Die nächsten zwei Tage erkunden wir zu Fuß und mit den Fahrrädern Arrecife. Wir besichtigen das Castillo de San Gabriel, schlendern über die Fußgängerzone, und spazieren um den Charco de San Gines, ein Meerwasserbassin, dass sich weit in die Stadt hineinzieht und von hübschen Häusern umgeben ist. Über die lange Strandpromenade radeln wir zurück zu dem großen Parkplatz Recinto Ferial am Parque Tematico. Dort stehen wir mit viel Platz um uns herum - von der felsigen Küste und dem Meer nur durch die Uferpromenade getrennt.

Arrecife Lanzerote

Unser Reisemobil weckt Interesse. Bei der Polizei, die uns neugierig umkreist, aber nichts einzuwenden hat, bei einem Deutschen, der schon seit Jahren auf der Insel lebt und einem niederländischen Paar, das sich sehr für unseren Innenausbau interessiert.

 

Der Parkplatz ist zwar gut gelegen, dient abends aber jungen Leuten als Treffpunkt, die ihre sportlichen Autos incl. der Musikanlagen vorführen. Nicht wirklich störend, aber auch nicht so, dass wir hier Wurzeln schlagen wollen.

 

Wir fahren ein Stückchen weiter zum Parkplatz am Playa Honda (Calle Mastil). Dieser ist nagelneu und direkt an einem großen Sandstrand. Allerdings liegt er direkt am Airport. Noch nie waren wir einem Flughafen so nahe und erstaunlicherweise stört er uns kaum, was aber auch daran liegt, dass zwischen 23 und 7 Uhr kein Flugverkehr herrscht.

 

Wir radeln über die Uferpromenade nach Puerto del Carmen und passieren dabei die Einflugschneise des Airports. Wer immer schon mal ein wissen wollte, wie das so ist, wenn ein Passagierflugzeug „ zum Anfassen nah“ über einen hinwegfliegt, der ist am „airplane landing point“ jedenfalls richtig.

Die Strandpromenade in Puerto del Carmen ist Touri-Hochburg in Reinkultur. Restaurants und Souvenirshops aller Art säumen die Uferstraße. Wir suchen aber nicht das shopping Erlebnis, sondern die Tauchschule Bahianus. Diese ist in der großen Hotelanlage La Geria untergebracht und wir müssen etwas suchen ehe wir fündig werden. Dann aber haben wir Glück, denn Michael, der deutsche Inhaber von Bahianus hat Zeit und spontan brechen wir mit ihm zu einem Tauchgang auf.

 

Nun genauer gesagt – Thomas wird tauchen, ich bin da etwas oberflächlicher veranlagt und begnüge mich mit schnorcheln. Nach einer kurzen Einweisung erhalten wir Neoprenanzüge, da die Wassertemperaturen zwar bei einem kurzen Bad ganz angenehm, für einen längeren Tauchgang aber eindeutig zu kalt sind. Kurz darauf entschwinden Michael und Thomas in der Tiefe und ich erkunde die kleine Bucht . 

Es ist einfach grandios. Das Wasser ist klar und der Fischreichtum überwältigend. Da Lanzarote Biosphärenreservat ist, darf hier nicht mit der Harpune gefischt werden. Das merkt man, denn die Fische ignorieren mich völlig. Ich zähle mindestens 16 verschiedene Arten – zum Teil tropisch bunt, zum Teil eher silbrig schlicht. Es sind so viele Fische, dass ich das Gefühl habe in einem Aquarium zu tauchen. Thomas ist von seinem Tauchgang auch ganz angetan und Michael hat das Erlebnis in Bildern und kleinen Filmausschnitten festgehalten. Eine tolle Erinnerung.

Am nächsten Morgen machen wir einen Abstecher zum Decatlon und kaufen uns kurzärmlige und -beinige Neoprenanzüge. Dann verlagern wir unseren Stellplatz vom Flughafen zum Parkplatz hinter dem Hotel La Geria in Puerto del Carmen, radeln zum Playa de la Barilla ( auch Playa Chica genannt) und verbringen den Rest des Tages mit schnorcheln und sonnenbaden. Auch den nächsten Tag verbringen wir mit den vorgenannten Beschäftigungen am gleichen Ort.

 

Seit wir auf Lanzarote sind, haben wir wunderbar sonniges Wetter, nur wenig Wind und Tagestemperaturen bis zu 27 Grad. Abends wird es echt schnell dunkel und dann sinkt die Temperatur abrupt. Unter 12 Grad ist sie in der Nacht aber noch nicht gefallen.

 

Wir wollen das schöne Wetter nutzen um noch andere Strände kennenzulernen und fahren nach Playa Blanca La Granja. Dort finden wir einen Platz für den Sprinter auf einem kleinen Schotterparkplatz vor dem Sandos Papagayo Beach Resort. Mit den Rädern fahren wir auf holperigen Wegen rd. 2,5 km durch die karge Landschaft zum Playa de Papagayo. Dieser Strand und auch noch einige Andere liegen in einem Naturschutzgebiet und können über eine holperige Piste auch mit dem PKW erreicht werden.

Lanzarote Papagayo Strände, Sonne Meer, Strand

Der Playa de Papagayo gefällt uns am besten. Es handelt sich um eine malerische, von hohen Felsen eingeschlossene, kleine hufeisenförmige Bucht. Dieser Strand soll zum schnorcheln auch sehr gut geeignet sein, aber das gilt wohl nur für ganz ruhige See. Heute haben die Wellen viel Sediment aufgewühlt und im Wasser der Bucht kann man nicht viel sehen. Thomas traut sich weiter raus zu den vorgelagerten Felsen und berichtet, dass es dort mehr zu sehen gibt. Allerdings musste er sehr aufpassen, damit die Wellen ihn nicht gegen die Felsen und Riffe drückten.

 

Da ich es nicht so lange in der Sonne aushalte wie Thomas ziehe ich mir lange Sachen als Sonnenschutz an und folge den vielen Trampelpfaden entlang der Felsenküste bis zum Playa. Von hier reicht der Blick bis nach Fuerteventura. Auf dem Rückweg radeln wir noch am Playa de Puerto Muelas vorbei. Hinter dem großen Parkplatz liegt das Gelände eines Campingplatzes. Dieser ist aber geschlossen und das wohl auch schon länger.

 

Am nächsten Tag machen wir uns mit dem Sprinter auf die Buckelpiste. Ziemlich am Anfang der Strecke passieren wir eine Mautstelle der Naturparkverwaltung. Drei Euro kostet das Vergnügen uns auf der Strecke durchrütteln zu lassen und einen weiteren Tag am Strand zu verbringen. Am Playa Caleta del Congrio sind die Wellen so stark, dass wir keine Chance haben heil durch die mit Felsen durchsetzte Uferzone zu kommen. Also wechseln wir zum Playa de Papagayo. Heute trauen wir uns bei auflaufender Flut weiter heraus als gestern und werden mit vielen interessanten Fischbeobachtungen belohnt. Es macht wirklich Spass, sich mit den großen Schwärmen im Rhythmus der Wellen einfach treiben zu lassen.

Eine Übernachtung ist im Naturschutzgebiet nicht drin und da morgen in Playa Blanca Markt ist (Mi/Fr 10-14 Uhr), fahren wir dorthin zurück und suchen uns einen Parkplatz vor der Marina, wo wir eine ruhige Nacht verbringen.

Der Markt findet in der Marina statt und entpuppt sich als reiner Touristenmarkt mit Schnickschnack aller Art. Lustig finde ich die Plastiktüten-Blumenvasen die für Wohnmobilisten eigentlich ideal sind – nur wo lässt man sie bei der Weiterfahrt? Den ersten Platz für „Kitsch den man echt nicht braucht“ belegt für mich allerdings die als Mini-Sofa getarnte Kosmetiktuchschachtel.

 

Am nächsten Tag ist es bewölkt, aber mit rd. 20 Grad immer noch angenehm warm. Wir fahren nach El Golfo. Vorher besuchen wir noch Yaiza, das schon mehrfach den Titel des „schönsten Dorfes Spaniens“ gewonnen hat. Wir schauen uns die Kirche und ein Kunsthandwerkzentrum an. Das ist alles ganz nett, aber überzeugen kann Yaiza uns nicht und so geht es zügig weiter.

 

Direkt hinter Yaiza beginnen die schier endlosen Lavafelder aus den verheerenden Vulkanausbrüchen der Jahre 1730 – 1736. Ein Viertel der Insel (200 Quadratkilometer!)– und noch dazu der fruchtbarsten Böden – sowie 11 Dörfer wurden unter der Lava begraben. Es handelte sich um die größten und längsten Vulkanausbrüche der Menschheitsgeschichte.

Lanzarote Lavaströme

Auch heute ist noch deutlich zu sehen, wo die Lavaströme stoppten, bzw. um welche der hohen, älteren Vulkankrater sie herumflossen. Ein einfach unbeschreiblicher Anblick. Eine so abweisende, lebensunfreundliche Landschaft haben wir noch nie gesehen. Die Lava gleicht überhaupt nicht erstarrten Gesteinsflüssen, sondern sieht wie eine riesige Abraumhalde aus. Gesteinsbrocken aller Größe, zerbrochene „Platten“, Höhlungen, etc. liegen wild durcheinander – uns das kilometerweit!

 

Ein solcher Anblick läst wohl niemanden kalt. Gar nicht zu ermessen, wie sich damals die Menschen gefühlt haben müssen, als sich ihre Heimat nach und nach in dieses Chaos verwandelt hat – und kaum zu glauben, dass nur 1 Mensch dabei ums Leben kam.

Vulkan, Lagune, El Golfo

El Golfo ist ein kleines Dorf und direkt am Dorfrand erhebt sich der gleichnamige Vulkankrater. Genauer gesagt, ein halber Krater, da die Brandung die andere Hälfte bereits verschlungen hat.

 

Ein gut ausgebauter Weg führt zu dem weiten Halbrund aus wild zerklüfteten Felsen. Tiefrot, ockerfarben und beige umschließen sie eine Bucht aus pechschwarzem Sandstrand, auf deren Grund eine smaragdgrüne Lagune schimmert. Die Farbe verdankt der vom Atlantik unterirdisch gespeiste See einer seltenen, an den hohen Salzgehalt angepassten Algenart.

 

Wir bestaunen dieses wirklich ungewöhnliche Farbenspiel und verbringen anschließend eine ungestörte Nacht auf den Parkplätzen vor den Restaurants.

Am nächsten Tag machen wir eine Rundtour. Die Klippen von Los Hervideros sind unser erstes Ziel. Durch die Lavalandschaft geht es entlang der Steilküste. Gut ausgeschildert und mit einem riesigen Parkplatz versehen ist Los Hervideros gut für die Besucheranstürme gerüstet. Über verschiedene Wege werden wir zu Balkonen in dem Klippendurcheinander geleitet. Mal ist es eine spektäre Aussicht über eine Bucht, in der sich donnernd die Wellen brechen, mal eine tiefergelegene Höhle oder ein tiefes Loch mit Felsbogen darüber. Wie gewaltig die Küste mit ihren bizarren Öffnungen und Felsspalten und -bögen ist, erkennt man am besten aus der Entfernung, wenn die Menschen ameisengleich darüberkrabbeln.

Los Hervideros, Lanzarote, Meer, Vulkane

Die Salinas de Janubio haben früher die Insel mit Salz versorgt. Heute lässt sich dieses industriell billiger herstellen und die Salinas werden mehr der Tradition halber weitergeführt. Wir machen einen Spaziergang über den schwarzen, feinensandigen Strand des Playa de Janubio. Den besten Blick auf die ordentlich aufgehäuften Salzpyramiden hat man aber von der um die Lagune führenden, höhergelegenen Straße aus.

Dann geht es durch Uga über die LZ 30 in das Weinbaugebiet La Geria. In diesem Tal soll der beste Wein der Insel gedeihen. In dem mit feinem Lavagranulat bedeckten Tal gruben die Lanzaroteños Tausende kleiner Mulden, umgaben diese mit kleinen, halbrunden Natursteinmauern und pflanzten auf dem Grunde jeder Vertiefung einen Weinstock. Mauern und Senke schützen die Pflanzen vor Wind und der Lavagrus speichert den nächtlichen Tau.

La Geria, Weinanbau Lanzarote

Die ornamentale Wirkung dieser Landschaft vor dem Hintergrund der Vulkane des Timafaya Nationalparks ist beeindruckend. An einer der vielen Bodegas machen wir eine Weinprobe. Der Probierschluck kostet 1-3 Euro – je nach Qualität des Weines. Die Weißweine sind für unseren Geschmack zu lieblich um nicht zu sagen extrem zu süß und die Rotweine zu trocken. Da sich hier Weingut an Weingut reiht hatten wir ja schon mit dem Gedanken gespielt, hier einen unserer Wassertanks mit einem edleren Getränk zu füllen – aber daraus wird dann wohl nichts.

Vulkan Lanzerote, Caldera del Corazoncillo
Caldera del Corazoncillo

Anschließend fahren wir über die landschaftlich ebenfalls sehr interessante LZ 67. Diese Straße führt durch den Parque Natural de Los Vulcanes und einen kleinen Teil des darin liegenden Parque Nacional de Timanfaya. Hier gibt es nur noch Lava und Vulkane – auch ja, Kamele gibt es auch noch. Die Zeiten, da diese in der Landwirtschaft unentbehrlich waren sind vorbei. Jetzt schaukeln sie Touristen auf einem kleinen Rundkurs durch die Landschaft. Wer daran Interesse hat, sollte den Parkplatz Echadero de los Camellos ansteuern. Für uns ist der Stop dort eher überflüssig, da es keine Möglichkeit gibt eine Wanderung oder auch nur einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Wege sind schon da – aber halt nur für die Kameltour!

 

Wir fahren weiter zum Centro de Visitantes, einem sehr interessanten Besucherzentrum, das viele Informationen über den Vulkanismus generell und auf den Kanaren im Speziellen bereithält. Wir erleben einen simulierten Vulkanausbruch mit Donnergrollen, Rauch und LED-Lava. Das hört sich etwas kitschig an, wenn man dazu aber der zeitgenössischen Erzählung des Pfarrers von Yaiza lauscht, stellt sich schnell ein Gänsehauteffekt ein. In einem kleinen Saal wird dann ein Film über Fauna, Flora und Geologie des Nationalparks gezeigt.

 

Tipp: Das Zentrum ist nur bis 16.00 Uhr geöffnet. Eigenen Kopfhörer mitbringen (oder am Eingang kaufen), dann kann man den Text zum Film auch auf deutsch hören.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder nach El Golfo und übernachten diesmal auf dem großen Parkplatz vor dem Vulkankegel direkt am Ortseingang. Das die ganze Gegend hier Naturpark bzw. Naturschutzgebiet ist, sehen wir lieber davon ab irgendwo in der Natur zu nächtigen und fahren in den Ort. Auf der Rückfahrt begegnet uns eine lange Kamelkarawane auf dem Heimweg nach Uga. Dort ist nämlich die „Heimatstation“ der Kamele, die im Nationalpark ihren Dienst tun.

Kamelkarawane, Timanfaya, Lanzarote