22.07. - 03.08. Finnland, Norwegen

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Julia und Hendrik am nächsten Morgen geht es also Richtung Finnland. Wir verlassen die E45 und fahren erst auf der E10 und dann auf der 394/99/403. Landschaftlich entspricht die Strecke dem, was wir schon seit Tagen sehen. So schnell gewöhnt man sich an Wälder und Moore. Unterwegs geht ein gewaltiger Gewitterregen über uns nieder. Wir fühlen uns, als würden wir durch eine Waschstraße fahren. Hoffentlich hilft der Regen wenigstens etwas bei den Löscharbeiten.

Wollgras
Wollgras

Der Fluß Muonionjoki bildet die Grenze zu Finnland. Einige Zeit fahren wir parallel zu seinem Ufer, bis wir ihn bei Kolari überqueren.

 

Inzwischen haben wir auch genug von der Fahrerei. Dafür waren das in den letzten Tagen zu viele Kilometer mit zu wenig Schlaf und einer latenten Unruhe durch die Waldbrände. Da kommt uns der Badeplatz nahe der kleinen Holzkirche gerade gelegen. Hier gefällt es uns und wir beschließen wenigstens einen Tag zu bleiben.

 

Am nächsten Morgen ziehen wir die Verdunklung zu und schlafen einfach weiter. Das ist auch mal schön! Unser Spaziergang am Nachmittag wird allerdings zu einem Power Walk, da uns die Mücken in Trapp halten. Langsam schlendern oder stehenbleiben ist nicht drin, dann würden wir ausgesaugt. Da ist der Spaziergang und das Planschen im Fluss nachher schon weit angenehmer. Dort sind nämlich keine Mücken. Allerdings ist der Fuß hier so flach, dass erst nach einer kleinen Wanderung überhaupt an schwimmen zu denken ist.

Am 24.07. fahren wir weiter nach Rovaniemi. Dort besuchen wir das Arktikum, ein Museum, das sich der Natur, Kultur und Geschichte des Nordens verschrieben hat. Die Ausstellungen sind sehr interessant und gefallen uns sogar noch etwas besser, als im Ájtte Museum in Jokkmokk.

 

Anschließend machen wir bei 28 Grad einen Spaziergang durch die Stadt, die uns aber nicht besonders anspricht. Die Fußgängerzone wirkt klotzig und hat für unser Empfinden nicht die geringste gemütliche Austrahlung.

Auf unserem Weg stadtauswärts überqueren wir mal wieder den Polarkreis. Wird langsam so eine Angewohnheit von uns. Auf dem Weg dorthin natürlich auch, da wir wieder ein Stück nach Süden „zurückfahren“ um Rovaniemi zu erreichen.

 

Es ist schon seltsam. Da wo er wirklich ist, überquert man ihn und merkt nichts davon. Aber da wo er gar nicht (mehr) ist, werden Tafeln aufgestellt und allerhand Nippes verkauf. Das versteh mal einer!

Kamera Straßenschild

Am Olkkajärvi See finden wir einen Stellplatz und eine Badestelle. Was wollen wir mehr bei dem Wetter. Auf der Strecke hierhin fällt mir ein Schild mit einer altertümlich wirkenden schwarzen Kamera auf gelbem Grund auf. Oh prima – ein Aussichtspunkt denke ich und aktiviere in freudiger Erwartungshaltung meinen Fotoapparat. Aber da kommt kein Aussichtspunkt – mhm, seltsam. Als später das Schild wieder auftaucht begreife ich. Das ist keine Hinweis auf einen View Point sondern die Warnung vor einem Blitzer! Anders als in Schweden folgt der Blitzer nicht unmittelbar auf das Schild und das verwendete Piktogramm weckte bei mir einfach andere Assoziationen.

wohnmobil Fluss

Am 25.07. machen wir wieder etwas Strecke Richtung Inari See. Gegen Mittag finden wir einen schönen Platz direkt am Fluss Kitinen in der Nähe von Peurasuvanto. Der Platz liegt ein ganzes Stück von der Straße entfernt und die Zufahrt ist schmal und sehr uneben, was dazu führt, dass wir absolut ungestört bleiben.

 

Heute morgen haben wir noch im Olkkajärvi See gebadet und das Wasser war fast badewannenwarm. Das Bad im Kitinen ist der absolute Kontrast dazu. Bei 18 Grad Wassertemperatur und starker Strömung ist es erst eine kleine Überwindung. Aber die fast 30 Grad an Land treiben uns doch hinein und das kräftige Schwimmen gegen die „Gegenstromanlage“ lässt das Bad nicht mehr ganz so kalt erscheinen.

Abendstimmung Fluss Abendrot

Am Abend bietet der Sonnenuntergang ein ganz besonderes Spektakel mit einer Farbintensität, wie wir sie bislang noch nicht erlebt haben. Dieser Platz ist wirklich herrlich und wir würden gerne noch einen Tag bleiben, aber am anderen Morgen weckt uns ein leises Geräusch, dass wir schon sehr lange nicht mehr gehört haben. Leise klopfen Regentropfen auf unser Dach und der ganze Himmel ist wolkenverhangen. Das haben wir davon, wenn wir ausnahmsweise mal Tisch und Stühle draußen lassen.

Und so wird nichts aus dem Ruhetag. Wir fahren weiter und sehen den Urho-Kekkonen-Nationalpark leider nur vom Auto aus. Unter www.nationalparks.fi kann man übrigends zu verschiedenen Parks kostenlos Routenbeschreibungen und Karten im Internet abrufen (dazu unter „Destinations“ auf „Nationalpark“ gehen und gewünschten Park auswählen). Von Kiilopää und Laanila starten auch kürzere Rundwanderwege, die für eine Halb- oder Ganztagestour gut geeignet sind.

 

In Inari angekommen tun wir wieder etwas für unsere Bildung und besuchen das Siida Museum. Auch dieses Museum widmet sich der örtlichen Flora und Fauna und ganz speziell der samischen Kultur. Das hatten wir in der letzten Zeit ja schön häufiger, aber wir bereuen den Besuch überhaupt nicht. Das Siida gefällt uns mit Abstand am besten von den drei besuchten Museen. Das liegt zum einen am dem interessanten und weitläufigen Außenbereich mit Häusern, Vorratsspeichern und Samizelten aus verschiedenen Zeitepochen. Zum anderen an den guten Präsentationen. Aber ganz besonders auch daran, dass die Informationstexte allesamt auch auf deutsch ausgewiesen sind. Das erleichtert das Verständnis bei einem längeren Museumsbesuch doch erheblich. Man nimmt die Informationen „mal eben im vorübergehen“ auf.

Als wir am späten Nachmittag das Museum verlassen, treffen wir zu unserer Überraschung Iris und Freddy wieder, die hier schon auf uns warten. Gemeinsam suchen wir uns in der Nähe einen Stellplatz am See und tauschen uns über unsere Erlebnisse der letzten Tage aus.

See bei Inari im Licht der Mitternachtssonne.
See bei Inari im Licht der Mitternachtssonne.

Am 27.07. fahren wir bei strahlendem Sonnenschein Richtung Norwegen. Unser Ziel ist der östlichste Punkt Schwedens, das direkt an der russischen Grenze liegende „Grense Jakobselv“.

 

Die 92 führt uns entlang des Inari See´s und dann weiter Richtung norwegische Grenze. Es gibt immer wieder herrliche Plätze um zu baden oder zu rasten. In dieser Hinsicht kann Finnland – zumindest was die von uns bislang gefahrenen Strecken betrifft – sehr deutlich gegenüber Schweden punkten. Auch hier gibt es viele Zufahrten, die nur zu privaten Häusern führen. Aber das löst – anders als in Schweden – keinen Frust aus, weil es wirklich jede Menge öffentlicher Zugänge zu den Seen gibt. Einer schöner als der andere, grundsätzlich mit Mülleimern und oft auch mit Grillplätzen ausgerüstet und das im Viertelstundenrhythmus!

Werbung Rentierfleisch

Ein Wort mit vier „Ä“? Gibt´s nicht?

Nääää – gibt’s doch „Nätäämöläinen“.

 

Das ist der Einkaufsmarkt, der kurz vor der norwegischen Grenze in dem Dörfchen Nätäämö liegt. An der Tankstelle füllen wir unseren Tank noch einmal mit dem relativ günstigen finnischen Diesel ( 1,42 Euro/l). Nach Nätäämö kommen viele Norweger und genießen die aus ihrer Sicht niedrigen Preise. Auch wir bummeln interessiert durch diesen nördlichsten Tante-Emma-Laden Finnlands und ich kaufe mir für 29 € ein paar Lammfell Hüttenschuhe mit einem Rentier und der Inschrift „Nätäämö“ drauf. Braucht man bei knapp 30 Grad zwar nicht, aber hat halt nicht jeder ;-)) und wer weiß wie das Wetter noch wird.

Außerdem hat der Laden jede Menge tolle Finnlandsticker, die ich in dieser Auswahl noch nirgends gesehen habe. Auch da schlage ich zu, um die Innenseite unserer Kofferraumklappe mal wieder zu verschönern.

Straße Fjord Norwegen

An der norwegischen Grenze werden wir vollständig ingnoriert. Zwei junge Zöllner beschäftigen sich mit dem Inhalt ihres eigenen Fahrzeuges. Wir rollen ganz langsam vorbei, aber sie heben nicht mal den Blick. Da wir das von unser ersten Grenzüberquerung von Schweden aus ja kennen, denken wir uns nichts dabei und halten es für normal.

 

Später erzählen Iris und Freddy, dass sie angehalten und auf das genaueste geprüft wurden. Alkohol? Pfefferspray? Impfung und Entwurmung für den Hund? Drogen? Usw.. In jeden Schrank wurde geschaut - nur nach den Kartoffeln hat keiner gefragt ;-))

Fjord Norwegen

Kaum in Norwegen, ändert sich die Landschaft ganz gewaltig. Kaum noch Wald und Seen, dafür Berge mit nur noch ganz niedrigem Bewuchs und kurz nachdem wir von der 92 auf die E6 abgebogen sind der erste Fjord!

 

Woran erkennt man, dass das kein See sondern ein Fjord ist? Nun ganz einfach. Man schaut auf dem Navi nach. Ende im Meer – also Fjord. Oder man schaut im Wasser nach. Tang statt Algen oder sonstige Wasserpflanzen = Fjord!

Die weitere Strecke auf der E6 ist herrlich. Die Straße ist in sehr gutem Zustand und die Aussicht entspricht allen Norwegenklischees. Als wir die E6 verlassen und auf die E105 wechseln, sehen wir die Ausschilderung nach Murmansk. Wäre die russische Visapflicht nicht, würde diese Straße uns in knapp 200 km nach Murmansk bringen. So bringt sie uns nur bis rd. 200 Meter vor den Grenzübergang, denn dort biegen wir auf die 886 ab. Die Straße wird immer schlechter und entwickelt sich zu der Kathegorie „Rodeostraße“. Die Bodenwellen, Dellen und anderen Verformungen lassen den Sprinter wie ein junges Fohlen springen. Aber es kommt noch ärger. Rd. 20 km vor unserem Ziel wird aus der Straße eine Piste mit jeder Menge Schlaglöchern. Weicht man einem aus trifft man drei andere. Die letzten 10 km verlaufen ganz nah an dem Fluss Jakobselv, in dessen Mitte sich die Grenze zwischen Norwegen und Russland befindet.

Grense Jakobselv

Das Ziel ist die Mühe aber wert! Wir finden einen schönen Platz auf dem östlichsten Parkplatz Norwegens direkt mit Blick auf große, glattgeschliffene Felsen und die Barentssee. Unser erster Blick gilt natürlich der Bucht vor uns. Hier kann man Beluga- und auch Minkwale beobachten. Leider ist keiner in Sicht. Wir hoffen, dass sich das noch ändert.

 

Kurz nach uns treffen auch Iris und Freddy ein. Den Rest des Tages verbringen wir mit spazierengehen, sonnenbaden und Meer-watching.

Unser Spaziergang führt uns auch am Grenzfluss, dem Jakobselv (Elv = norwegisch Fluss) entlang. Die Grenze zu Russland führt exakt durch die Mitte dieses Flusses, auf dessen anderer Seite ein hoher Zaun verläuft, hinter dem einige Grenztürme zu sehen sind. Die jungen norwegischen Grenzer erklären uns, dass ein Spaziergang am Fluss kein Problem ist. Auch die Füße reinhalten dürfen wir. Nur weiter hinein - nein, dass sollen wir besser lassen!

Am Abend sehen wir – leider nur kurz und ganz weit weg – tatsächlich einen Wal. Auch eine neugierige Robbe streckt ab und zu ihren Kopf aus dem Wasser. Aber mehr ist leider nicht zu entdecken.

Grense Jakobselv

Am nächsten Tag ist uns so warm, dass wir uns Badesachen anziehen und zu dem kleinen Sandstrand gehen. Und dann wagen wir es – ein Bad im Eismeer! Unter Zeugen! Das Wasser ist glasklar, aber wirklich ziemlich kalt und wir sind nach einigen Schwimmzügen auch schon wieder draußen. Da sind einige Einheimische deutlich abgehärteter. Sie stehen über eine halbe Stunde im Wasser. Da wären wir längst erfroren!

Danach waten Iris und ich zwischen tangbewachsenen Felsen durch die von der Ebbe fast freigelegten flachen Wasserbereiche. Beim Anblick kleiner, gurkenförmiger Quallen, die seitliche lila Glitzerstreifen haben, durch die elektrische Lichtimpulse laufen, vergessen wir völlig unsere immer kälter werdenden Füße. 

Mitten durch den Strand verläuft ein kleiner Fluss, der Wasser aus den Bergen führt. Bevor er den Strand erreicht bildet er kleine Staubecken, in denen wir uns hinterher die Salzwasserreste abwaschen können.

Die Barentssee als Badesee – Iris bringt es auf den Punkt – das ist schon ein ganz besonderes Erlebnis.

Fjell See Wollgras

Hinter dem Parkplatz liegt ein Hügel, und ich steige hinauf um von dort aus einige Fotos zu machen. Das erweist sich als sehr gute Idee. Hier oben ist eine wunderschöne Fjell-Landschaft mit Seen, Wollgrasflächen, glattgeschliffenen Felsen und - als Zugabe - reichlich reife Moltebeeren. Immer wieder staune ich darüber, Moorflächen auf Bergen anzutreffen. Aber durch die Verdichtung des Bodens in der Eiszeit bzw. durch den felsigen Untergrund herrschen hier ganz andere Bedingungen vor.

Für heute hatten wir uns eigentich vorgenommen weiterzufahren, aber es ist so heiß, dass wir beschließen einfach noch hierzubleiben und einen weiteren Ruhetag einzulegen. Außerdem haben wir die Hoffnung auf eine Walbeobachtung immer noch nicht aufgegeben.

 

Am 30.07. geben wir die Hoffnung dann doch auf und fahren nach Kirkenes. Für die Fahrt haben wir uns den Abend ausgesucht. Hell ist es ohnehin, aber es ist zumindest ein wenig kühler. Als wir in Kirkenes ankommen ziehen Wolken auf und es regnet ein wenig. Wir stehen am Anlegekai der Hurtigruten-Linie. Dort ist sogar eine kostenlose Entleerungsstation für Womo´s. Hier haben wir auch wieder Internetempfang und recherchieren, dass es für uns leider nicht in Frage kommt, die Hurtigruten Schiffe als Fähre zu gebrauchen. Die Höhenbegrenzung liegt nämlich bei 2,20 Metern.

Straße an Fjord Norwegen

Also machen wir uns am nächsten Morgen wieder auf die eigenen Räder und fahren die E6 zum Varangerfjord. Die Landschaft dorthin ist gigantisch. Weite, tundraähnliche Ebenen wechseln sich mit Mooren, Seen und Bergen ab. Einfach wunderschön. Kurz vor dem Varangerfjord biegen wir auf die 355 ab, und fahren bis zu einer kleinen Bucht. Es ist ein Bild wie aus der Karibik. Weißer Sandstrand und türkisblaues Meer. Ja Meer – der Fjord ist so groß, dass wir das andere Ufer kaum sehen können und der an den seitlichen Felsen wachsende Tang und die Muscheln zeigen uns eindeutig an, dass wir es hier mit Meerwasser zu tun haben.

Varangerfjord Bucht Meer

Leider fühle ich mich seit einem Tag etwas erkältet, was vermutlich von dem Wechsel von super warmem Wetter und kühler Klimaanlage kommt. Deshalb und weil es einfach so schön ist, bleiben wir einen weiteren Tag. Am frühen Nachmittag machen wir einen kleinen Spaziergang den Hang hinter unserem Stellplatz hinauf. Es wird ein längerer Ausflug daraus, da uns die Landschaft dieses ehemaligen Gletschergebietes fasziniert. Auf kleinster Fläche wechselt Moor mit glatten Felsen und Geröllhalden, die wie ein riesiger japanischer Kiesgarten aussehen. Wir lernen schnell, dass Wiesen mit Wollgras zwar sehr schön aussehen, aber immer so sumpfig sind, dass sie besser umgangen werden. Zum Glück für unsere Schuhe, färben die hier flächendeckend wachsenden und fruchtenden Krähenbeeren im Gegensatz zu Blaubeeren überhaupt nicht. Neugierig folgen wir einer Wasserleitung, die in die Berge führt und richtig – hinter dem „Gipfel“ liegt ein wunderschöner kleiner Bergsee. Das Wasser ist angenehm warm und wir sind von der Wanderung erhitzt. Also nichts wie Klamotten vom Leib und hinein – herrlich! Danach geht es auf eine Bergkuppe von der wir eine fantastische Aussicht über das ganze ehemalige Gletschertal haben und sehen können, wie die Landschaft von diesen Einflüssen geformt wurde.

Gletschertal Varangerfjord

Was wir aber auch sehen ist ein weiterer, etwas größerer See, zu dem wir heruntersteigen. Auf dem Weg dorthin entdecken wir reife Moltebeeren und leben „von der Hand in den Mund“.

 

Nach einem weiteren Bad machen wir uns auf den Rückweg und entdecken eine Losung, die wir nach unseren Museeumsbesuchen eindeutig als Bärenhinterlassenschaft deuten. So groß und mit so viel Beeren drin haben wir gelernt, dass kann nur Bär sein. Nun ja – ihn selber sehen wir aber nicht. Etwas später finden wir an einem sauber abgenagten Rentiergerippe zwei Adlerfedern. Ganz schön was los hier!

Am 01.08. geht die Reise weiter. Wir möchten die Varangerroute, eine der norwegischen Landschaftsrouten unter die Räder nehmen. Diese Routen sollen durch die schönsten Gegenden Norwegens führen. Es gibt insgesamt 18 dieser Strecken und unter www.nasjonaleturistveger.no/de/routen kann man sich zu jeder Route eine Straßenkarte mit GPS-Daten und einen Infoprospekt herunterladen.

Insel Varangerfjord

Wir folgen der E6 bis Varangerbotn. Dort geht es auf der auf E75 weiter und das ist auch der Beginn der Varanger Landschaftsroute. An der Kirche von Nesseby machen wir einen kurzen Zwischenstop. Es ist so windig, dass ich kaum die Kamera ruhig halten kann. Direkt neben unserem Parkplatz tummelt sich ein Schwarm Wattvögel. Durch das Fenster des Sprinters mache ich Bilder. Hier habe ich wenigstens etwas Windschutz. Fotos mit Zoom ohne Stativ wären draußen gar nicht mehr möglich.

Langsam und die Strecke genießend fahren wir weiter bis Ekkeröy. Dort ist ein Parkplatz an einem Sandstrand. Aber weder der Platz noch der Strand sprechen uns wirklich an. Bei letzerem liegt es einfach am Wetter, dass jeden Gedanken an baden verbietet. Die Temperatur ist um rd. 15 Grad gefallen. Der Himmel ist inzwischen komplett wolkenverhangen und der Wind macht es auch nicht gemütlicher. Also fahren wir weiter bis Vardö.

Varanger Landschaftsroute
Vardö Hurtigruten Schiff Wohnmobil

Die Stadt Vardö liegt in der Provinz Finnmark vor der Ostküste Norwegens auf der kleinen Insel Vardöya. Unter dem Eismeer hindurch führt der 2890 m lange Vardötunnel auf die Insel. Sein tiefster Punkt liegt 88 m unter der Wasseroberfläche. Außerdem ist Vardö Anlegestelle der Hurtigruten-Linie. Das Hurtigruten Schiff ist schon die ganze Zeit parallel zu uns an der Küste entlang gefahren und so wundert es uns nicht, als es kurz nach unserer Ankunft um die Inselspitze biegt um den kleinen Hafen anzulaufen. Dort wendet es quasi auf der Stelle und der Anblick des großen Schiffes in dem kleinen Hafenareal ist schon beeindruckend. Das alles können wir von unserem Stellplatz am Inselende sehr gut beobachten, da das Schiff quasi „zum Anfassen“ an uns vorbeifährt. Ansonsten lädt das Wetter absolut nicht zu einem Spaziergang ein. Selbst ein Foto von der Möwenkolonie, die keine 50 Meter von uns entfernt ist, ist aufgrund des Nebels und des immer heftiger werdenden Windes nicht möglich.

Am nächsten Morgen herrscht Nieselregen und wir sehen nicht einmal mehr die direkt gegenüberliegenden Vogelinseln. Kein Wetter bei dem wir Lust hätten den Ort näher zu erkunden und so machen wir uns auf das letzte Reststück der Varangerroute – die 341 nach Hamningsberg. Haben wir anfangs noch überlegt, ob es sich lohnt die Strecke bei dem Wetter zu fahren, werden wir bald eines besseren belehrt.

Varanger Route Straße Felsen
Hamningberg

Hamningsberg kann man sich ansehen, muss man aber nicht. Die Strecke dorthin aber– ja die muss man ganz bestimmt fahren.

 

Anfangs führt die Straße über weite Moorflächen. Ein Anblick, den wir bereits öfters gesehen haben. Dann aber wird es spannend. Es geht auf schmaler, einspuriger Straße durch eine wild zerklüftete Bergwelt. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Ausweichstellen, so dass es kein Problem ist, sich mit den entgegenkommenden Fahrzeugen zu einigen. Genau in einer felsigen Engstelle begegnen wir Iris und Freddy, die gerade von Hamningsberg zurückkommen.
Gelegentlich öffnen sich weite Täler mit Schotterflächen, die wie riesige Abraumhalden aussehen. Sind sie ja auch – nur halt natürlicher Art. Dann folgen weite Sandstrände und dann wieder Schluchten und steile Berge. Atemberaubend!

Rentiere

Immer wieder begegnen wir Rentieren, die im Gegensatz zu den bisher Gesehenen viel eindrucksvoller wirken. Dichtes Fell und wahrhaft riesige Geweihe. An einigen Stellen verhindern Rollgitter auf dem Boden, dass die Tiere das weitläufige Gebiet verlassen. Diese Rollen schütteln unseren Sprinter ganz ordentlich durch und wir lernen schnell sie langsam zu passieren.

 

Im Ort angekommen haben wir das Glück, dass sich das Wetter kurzfristig ein wenig bessert und wir trockenen Fußes durch den Ort schlendern können. Auch dort treffen wir auf eine kleine Gruppe Rentiere, die leise klickend an der Kirche vorbeiziehen. Ja richtig gelesen – leise klickend! Die Rentiere erzeugen dieses Geräusch mit den Sehnen ihrer Läufe und man weiss wohl noch nicht so genau wozu das gut ist. Stört die Rene auch nicht – sie klicken einfach weiter.

 

Wir unterhalten uns mit einem netten Norweger, der uns aufklärt, dass das momentan noch echt gutes Wetter ist. Schlecht wäre es erst, wenn im Sommer hier die Temperatur unter 6 Grad fällt. Aha – alles klar.

Kaum sind wir wieder im Sprinter fängt es wieder an zu nieseln und bei Kaffee und Kuchen bedauern wir zwei Radwandertouristen, die sich durch das Wetter kämpfen. Wir beschließen die Strecke gleich anschließend wieder zurückzufahren, was sich auch als gute Entscheidung erweist, da sich nach kurzer Zeit die Wolken lichten und wir die Felsenküste in ihrer ganzen Schönheit sehen können.

Entlang der Fjorde gibt es meist nur eine Straße und so ist auch die Varangerroute eine Sackgasse, d.h. man fährt den ganzen Weg auch wieder zurück. Das ist aber nicht besonders schlimm, da es immer noch neue Sachen zu sehen gibt. Bei unser Rückfahrt ist gerade Adler - Zeit. Wir zählen insgesamt 15 der beeindruckenden Vögel. So viele in so kurzer Zeit haben wir noch nie gesehen.

 

In Vadsö machen wir einen Tankstop und stellen uns dann auf den riesigen Parkplatz neben der Bibliothek. Platz ohne Ende, super Aussicht auf den Fjord und das auf der vorgelagerten Insel liegende Naturschutzgebiet, Einkaufsmöglichkeiten direkt nebenan und freies Wifi (von der Bücherei dank WLAN Router). Was wollen wir mehr. OK - besseres Wetter!