19.02. - 28.02. Marokko-Wüste und mehr

Kamel und Wohnmobil in der Wüste

Am 19.02. fahren wir von Zagora nach M`hamid denn dort beginnt die Piste in das Erg Chegaga. Vorher besuchen wir in M´hamid noch den Wochenmarkt und decken uns mit frischem Gemüse und Plätzchen ein.

Die Piste zum Erg führt nach kurzer Strecke durch die ersten kleinen Dünen und ein Weichsandfeld folgt dem anderen. Wir kennen diese Strecke von unserer Reise mit dem Steyr und sind gespannt, wie der Sprinter sich schlagen wird. Deshalb sorgen die ersten Weichsandbereiche kombiniert mit Kurven, Neigungen etc. bei mir für einen Adrenalinschub. Aber Thomas steuert den Sprinter genauso souverän durch diese anspruchsvolle Strecke wie damals den Steyr und nach kurzer Zeit ist auch bei mir das Vertrauen in den Sprinter gefestigt.

Wir fahren die Route zur Oase Sacree (richtig: L’Oasis sacrée d’oum Lâalag) und nach dem Sandfeld folgt eine lehmige Ebene. Dort erwartet uns eine große Überraschung. Die Wüste blüht! Und zwar gelb.

Im Erg weiden hunderte Kamele (eigentlich Dromedare) auf ausgedehnten Rukolawiesen!

Wenn uns das vorher jemand erzählt hätte, wir hätten es schlicht weg nicht geglaubt. Aber es ist so. Und es ist definitiv Rukola und nichts anderes, denn es hat Blätter wie Rukola, blüht wie Rukola, riecht wie Rukola und ja – es schmeckt wie Rukola. Und das richtig lecker und sehr intensiv. Wir nutzen die Gelegenheit unseren Speiseplan mit frischem Grün zu bereichen. Hier wächst wirklich ausschließlich Rukola, das aber sehr üppig. Wir fragen uns, wie wohl die Kamelmilch schmeckt, wenn sich das Tier ausschließlich von Rukola ernährt?

Über recht holperig ausgefahrene Lehmpiste geht es weiter Richtung Oase Sacree. Nach einer Weile folgt wieder ein großes Weichsandfeld (am Kamelbrunnen) und dort bleibt Roger an einer besonders weichen Stelle hängen. Also Sandboard's raus, etwas buddeln und weiter geht es.

 

Was dann folgt, hatten wir irgendwie aus unserer Erinnerung gestrichen. Die Landschaft geht in Steinwüste über und wir fahren mehrere Stunden über Rüttel- und Wellblechpisten mit Steinen in allen Größen. Am Nachmittag erreichen wir die Oase, die rd. 50 km von M´hamid entfernt liegt. Ein von der Regierung angestellter Berber, der hier aufpasst erklärt uns, das die Oase ihren Namen von einem Marabout (islamischer heiliger Mann) hat, der dort lebte und auf dem Friedhof der Oase beerdigt ist. Die ehemalige Karawanenstraße nach Timbuktu führte früher über die Oase sacrée d’oum Lâalag, die ihre Bedeutung durch die immer noch ganzjährig wasserführende Quelle hat. Die Oase gehört zu dem Nationalpark D´Iriqui. Hier soll es sogar Strauße, Oryxantilopen und Hyänen geben – wir sind aber leider keiner dieser Spezies begegnet, sondern haben unter einer großen Palmengruppe eine ruhige Nacht verbracht.

Am nächsten Morgen geht es bei strahlendem Sonnenschein weiter zu den noch rd. 8 km entfernten Dünen des Erg Chegaga. Die Piste dorthin führt größtenteils durch Steinwüste mit ein paar kleineren, unproblematischen Weichsandbereichen. Am Fuß der großen Dünen suchen wir uns einen Stellplatz und erkunden die Umgebung zu Fuß. Die Dünen sind wie ein riesiger Sandkasten. Weich und warm lädt der Sand zum Spielen ein. Trotzdem sollte man nicht außer Acht lassen, dass sich im Sand auch mal ein Skorpion verbuddelt haben könnte. Wir erklimmen eine Düne nach der anderen, balancieren über die Dünenkämme und haben einen guten Ausblick über die Umgebung.

Kurz darauf bekommen wir Besuch aus den umliegenden Camp's.

Mohammed, Omar und Said halten dort die Stellung und versorgen Touristen, wenn diese im Rahmen einer Jeeptour in der Wüste übernachten wollen.

 

Die Camps haben heute keine Gäste und die Drei haben Zeit. Sie bewirten uns mit Minztee und wir steuern Plätzchen bei.

 

Da Roger sehr gut französisch spricht und für uns dolmetscht kommt eine interessante Unterhaltung zustande. Wir werden zu einer Tajine in eines der Camps eingeladen. Diese Einladung nehmen wir natürlich gerne an. Wir dürfen uns auch die Zelte anschauen, in denen die Touristen übernachten und diese sind sehr ordentlich und hübsch eingericht. Unsere Gemüse-Tajine wird uns in dem großen Hauptzelt serviert und schmeckt sehr lecker. Anschließend wird Obst und Minztee serviert. Said und Mohammed trommeln, Roger und ich machen auch mit und Freddy gibt ein Ständchen auf der Gitarre. Selbstverständlich bedanken wir uns für diese Einladung mit Mitbringseln (gut erhaltener Kleidung, Spielzeug für die Kinder) und einem Geldbetrag, den wir auch auf einem CP für dieses Essen bezahlt hätten. Am Abend ziehen Wolken auf und es wird windig. Schlagartig sieht die Landschaft alles andere als einladend aus und die Luft ist extrem sandhaltig. Wir verkrümeln uns in die Sprinter und sind froh, das die Fenster super dicht sind, sodass der feine Staub keine Chance hat in die Kabine zu kommen. Später in der Nacht fallen ein paar Tropfen Regen und es gibt ein kurzes Gewitter.

Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Roger macht ganz früh am Morgen tolle Fotos von den Dünen, die noch feucht vom Regen in das rötliche Licht des Sonnenaufganges getaucht werden – genial!

Wüste bei Sonnenaufgang

Wir fahren über eine Piste, die näher an den Dünen liegt Richtung Rukolawiese. Auch hier wechseln sich steinige und sandige Bereiche ab und als Thomas mal kurz abgelenkt wird – ich turne im Sprinter rum, um die hinter uns fahrenden Mobile unserer Freunde zu fotografieren - ist es auch schon passiert. Piste falsch eingeschätzt, der Spur der Fun-Fahrzeuge statt der Hauptpiste gefolgt, zu wenig Schwung – der Sprinter steckt mitten auf dem Dünenkamm fest. Gut, dass wir so viele schaufelfreudige Freunde dabeihaben, denn am Ende der Bergungsaktion haben wir echt viel Sand bewegt. Wir lernen dazu!

  1. Besser anfangs mehr schaufeln und Sandboards richtig unter die Reifen bringen als

  2. zu früh den nächsten Fahrversuch starten mit dem Ergebnis wieder schaufeln zu müssen.

  3. Im Fotoapparat sollte eine Speicherkarte sein, sonst werden die reichlich gemachten Fotos nix! (ärger!!!!)

Nach der Sandpassage folgen wieder viele Kilometer Steinwüste und unser Sprinter möchte wohl gerne ein Andenken daran mitnehmen. Roger und Christina, die hinter uns fahren, machen uns darauf aufmerksam, dass unsere Zwillingsreifen einen Stein aufgelesen haben. Diesmal ist er ganz schnell entfernt und trotz etlicher weiterer Steinwüstenkilometer bleibt es bei diesem einen Zwischenfall.

 

Unser Fazit zum Thema Zwillingsreifen: Grundsätzlich ist Einzelbereifung sicherlich optimaler, aber 1 eingefahrener Stein auf über 70 km Steinwüstenpiste mit Steinen in den unterschiedlichsten Formen und Größen – das ist zu verkraften. 

Wieder an der Rukolawiese angekommen suchen wir uns einen Stellplatz und ich begebe sich auf Kamelpirsch. Die vielen süßen Kamelbabys sind einfach ein zu verlockendes Fotomotiv. Beim ersten Versuch macht Ridgeback Ginny ihr aber einen Strich durch die Rechnung. Ginny nutzt einen unbewachten Moment, büchst Iris und Freddy aus und möchte mal gerne ein Kamel kennenlernen. Das rennt aber weg – na ja, macht auch Spass – Ginny wetzt hinterher und das findet der Hirte gar nicht lustig. Nachdem Ginny wieder eingefangen ist, laden wir den Hirten zu uns ein. Er erzählt, das seine Familie in M`hamid wohnt und am Wochenende mit Jeep und Zelt zu ihm ins Erg kommt. Er ist Araber und betont stolz, dass die Araber im Erg mit den Kamelen leben, die Berber mit den Ziegen in den umliegenden Bergen. Wir geben ihm noch ein paar Geschenke (Kleidung, Schmuck für seine Frau, Schmerztabletten) mit, als Entschädigung für den Schreck seiner Kamele.

 

Anschließend kann ich wieder auf Pirsch gehen und die Ergebnisse der Fotosession mit Kamelen sind hier zu sehen.

Am 22.02. geht es über die Weichsandpisten zurück nach M´hamid nach Zagora. Dort erregen unsere eingestaubten Fahrzeuge sofort die Aufmerksamkeit der ortsansässigen Mechaniker, die mit dem Moped auf Kundensuche sind.

Auto waschen? Luftfilter wechseln? Äh, wir haben einen Zyklon-Luftfilter! Abschmieren? – bei unserem Euro 6 Fahrzeug wird nicht abgeschmiert! Neue Blattfeldern? Fahrzeug höherlegen? Lieber nicht – wir sind uns ziemlich sicher, dass der Sprinter so eine Behandlung nicht zu schätzen weiss!

Unser Versuch bei Maroc Telecom für den nächsten Monat Guthaben aufzuladen schlägt fehl. Angeblich geht das erst, wenn der erste Monat abgelaufen ist. Hm - das hat man uns in Essaouira anders erklärt. Wer hatte nun recht? Keine Ahnung.

Wir fahren weiter durch das landschaftlich schöne Draa-Tal und am späten Nachmittag biegen wir auf eine steinige Piste um uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Hinter einer Bergkuppe finden wir eine Stelle die etwas steinfreier ist und richten uns dort für die Nacht ein. Diesmal koche ich - Chili sin Carne für alle. Dieses Reihum-Kochen hat wirklich etwas!

 

Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Erg Chebbi. Laufend kommen uns R4's entgegen. Es handelt sich um Teilnehmer der 4L Trophy, die von Europa mit dem Ziel Marrakech unterwegs ist. Die Teilnehmer müssen mit einem fahrtüchtigen Renault 4 an den Start gehen und als Student immatrikuliert sein. Die Rallye hat auch einen humanitären Zweck. So sammelt und verteilt jedes Team mindestens 50 Kilogramm Schulmaterial, sowie 10 Kilogramm Lebensmittel, die an die etablierte Organisation Enfants du Désert (zu Deutsch: Kinder der Wüste) übergeben werden. Bei rd. 1500 teilnehmenden Teams kommt da schon was zusammen!

Die Landschaft wird zunehmend karger und bei Rissani ist es sehr dunstig, da der Wind viel Staub in der Luft hält. Kurz darauf sehen wir die ersten Dünen des Erg Chebbi, die irgendwie unwirklich aus der umgebenden Hammada (Steinwüste) auftauchen. Von weitem sieht es aus, als ob hier ein Riesenlaster einige Ladungen Sand abgekippt hat. Die größten Dünen des Erg Chebbi erreichen rd. 150 Meter Höhe. Insgesamt hat das Erg eine Ausdehnung von 22 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und rd. fünf Kilometer in Ost-West-Richtung.

Wir fahren zu dem uns von unserer ersten Tour bekannten CP/Hotel Haven La Chance (www.desert-hotel.com) und finden einen schönen Stellplatz direkt mit Blick auf die Dünen. Der Pool lockt mit glasklarem Wasser und wir freuen uns nach der Tour durch's Chegaga auf eine Dusche. Leider ist es ziemlich windig, sodass es nicht ganz so gemütlich ist vor den Fahrzeugen zu sitzen.

Am 25.02. brechen wir bei klarem, sonnigem Wetter zur Umrundung des Erg Chebbi auf. In verschiedenen Abständen zum Erg verlaufen Pisten und wir suchen uns eine möglichst nah an den Dünen verlaufende aus. In regelmäßigen Abständen fahren wir an Auberges vorbei, die alle - mehr oder weniger gelungen - im Kasbah-Stil errichtet wurden. Vor drei Jahren, als wir die Umrundung das erste Mal gefahren sind, dauerte es nicht lange bis wir das letzte Hotel erreicht hatten und die unbebaute, einsame Landschaft begann. Diesmal ist das anders. Wir fahren etliche Kilometer und immer wieder kommen neue Hotels, Baustellen und Bauschutthaufen in Sicht. Der Wüstentourismus expandiert!

Einige Zeit folgt uns ein Marokkaner mit einem Moped und als wir zu einer Kaffeepause anhalten ist seine Stunde gekommen. Fossilien und andere Handwerkskunst werden ausgepackt. Außerdem bietet er eine Führung durch die Sandfelder an, damit wir uns nicht verirren. Da Maps.Me die Pisten gut anzeigt, sehen wir keine Veranlassung seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Die Preise, die er für seine Waren aufruft sind typisch marokkanisch, aber inzwischen kennen wir uns zumindest bei einigen Sachen aus und ein paar Kleinigkeiten wechseln zur gegenseitigen Zufriedenheit den Besitzer.

 

Weiter geht es an noch mehr Kasbah's entlang. Mit diesem Bauboom hätten wir nicht gerechnet! Es dauert lange, bis wir die letzte Hotelkasbah hinter uns lassen und sich das ersehnte Natur-/Wüstenfeeling einstellt. Allerdings wird es jetzt auch schwieriger die Entscheidung für die richtige Piste zu treffen. Wir möchten natürlich so nah wie möglich an den großen Dünen fahren, dürfen aber nicht zu sehr mit ihren kleineren Schwestern in Kontakt kommen. Nicht nur die Hotels haben sich explosionsartig vermehrt, auch die Touristen-Zeltlager am Rand des Erg. Laufend zweigen Pisten ab, die uns nicht näher ans Erg sondern direkt in die Dünen zu den Zeltlagern bringen würden. Da müssen wir aufpassen, denn das würde für unsere Fahrzeuge schnell zu heftig werden.

Am Nachmittag suchen wir uns einen schönen Platz direkt am Beginn der kleinen Dünenfelder um hier die Nacht zu verbringen. In einiger Entfernung ist ein wenig Grün am Fuß der großen Dünen zu sehen und wir machen eine Querfeldeinwanderung dorthin. Düne rauf und Düne runter. Erstaunlich ist die sehr unterschiedliche Festigkeit des Sandes. In einigen Bereichen sinkt man so gut wie gar nicht ein, aber einen einzigen Schritt weiter ist der Sand plötzlich extrem nachgiebig.

 

Direkt hinter unseren Fahrzeugen ist eine kleine Düne, die von einer Eidechse bewohnt wird. Bei jeder Bewegung huscht sie blitzschnell in einen der von ihr gegrabenen Höhleneingänge. Ich lege mich mit Fotoapparat auf die Lauer und es gelingen mir einige Nahaufnahmen.

Nach einer genial ruhigen Nacht mit tollem Sternenhimmel fahren wir am nächsten Morgen weiter. Noch scheint die Sonne strahlend vom Himmel, aber das soll sich bald ändern. Es tut sich wirklich viel rund um das Erg Chebbi. An mehreren Stellen werden in großem Umfang Palmenpflanzungen angelegt. Dazu wird auch schon mal ein Palmenfeld quer über die Piste errichtet und wir müssen querfeldein fahren und uns eine neue Piste suchen. Bei einer dieser Neuorientierungsfahrten wird es spannend, da wir ein Flussbett mit viel Weichsand queren müssen. Anschließend geht es am anderen Ufer recht steil heraus und schon wieder stehen wir in einer Palmenneuanpflanzung. Glücklicherweise führt aber ein Weg hindurch zur nächsten Piste. Die Strecke zurückzufahren hätte nicht so viel Spaß gemacht.

Sprinter Wohnmobil Wüste

Mit zunehmender Fahrzeit frischt der Wind auf und die Luft wird immer sandhaltiger. Die Piste ist mal steinig, mal sandig und von Zeit zu Zeit auch sehr wellblechig, aber insgesamt gut befahrbar. Wir passieren eine Ebene, auf der in einigem Abstand Nomadenzelte stehen.

 

Unsere Fahrzeugkarawane wird natürlich schon von weitem erspäht und Kinder und junge Frauen laufen zur Piste um uns abzupassen.

Hier halten wir auch – was sonst nicht unsere Angewohnheit ist – kaufen ein paar Kleinigkeiten und geben auch ein paar der mitgebrachten Sachen ab.

Kurz vor Ende der Umfahrung wird die Landschaft hügeliger und ein einer steilen Hügelkuppe erkennen wir zu spät, dass eine recht gute Piste einfach geradeaus geführt hätte. Da sind wir aber schon auf der seitlich am Hang verlaufenden Strecke und die rüttelt uns ordentlich durch. Tja - wer nicht sehen kann ….

Am Ende dieser Hangstrecke erwartet uns ein großes Sandfeld mit höheren Dünen auf der rechten Seite und Felsen auf der linken. Inzwischen hat der Wind immer mehr zugenommen und Bewölkung ist aufgekommen. Der vom Wind aufgewirbelte Sand nimmt uns die Sicht und wir können die Fahrspuren im Weichsandfeld nur wenige Meter weit erkennen. Eine klar erkennbare Piste gibt es hier nicht mehr. Das ist schon ein etwas komisches Gefühl! Deshalb sind wir auch ganz froh, als uns ein Geländewagen mit Einheimischen überholt, dem wir dann zügig folgen. Die Entscheidung war richtig und kurz darauf erreichen wir die Straße nach Merzouga.

Da es inzwischen richtig stürmisch und entsprechend staubig geworden ist, beschließen wir nicht zu den CP's am Erg zurückzufahren, sondern Risani als nächstes Ziel anzusteuern. Dort besuchen wir das Mausoleum von Moulay Ali Cherif, des im Jahr 1659 in Rissani verstorbenen Begründers der Alawiden-Dynastie. Ein Marokkaner übernimmt ungefragt die Aufgabe uns eine Führung angedeihen zu lassen und wir akzeptieren das stillschweigend. So erfahren wir interessante Details zu der Geschichte des Mausoleums und der Bedeutung der Symbole in den Fliesenbordüren und den prächtigen Holztüren. Das eigentliche Mausoleum mit den Grabräumen durfen wir als Nichtmuslime nicht betreten. Trotzdem ist der Besuch dieser sehr schönen Anlage auf jeden Fall zu empfehlen. Gerade bei einem Wetter wie heute, wenn die Luft trocken und voller Sandstaub ist, beeindruckt der Kontrast zu dem üppig bepflanzten und mit Brunnen versehenem Innenhof ganz besonders.

Anschließend bietet unser Führer uns noch einen Rundgang durch ein Ksar (Wohnburg) und eine in der Nähe liegende alte Kasbah an. Wir waren zwar seinerzeit schon mal dort, willigen aber ein, da es für unsere Freunde ein sehr interessantes Erlebnis ist. Am Ende der rd. halbstündigen Führung verabschiedet sich unser Führer ohne eine Geldforderung zu stellen. Wir bedanken uns mit 100 Dirham und hoffen damit eine passende Entlohnung gefunden zu haben.

 

Anschließend geht es in den Souk. Kaum aus den Fahrzeugen ausgestiegen begrüßt uns ein junger Berber in sehr gutem Deutsch und bietet uns für 20 Dirham (rd.2 €) eine Soukführung an. Grundsätzlich kämen wir auch allein zurecht, aber ein ortskundiger Dolmetscher erleichtert schon einiges, zumal wir so etwas exotisches haben möchten wie Schaumstoff. Diesen bekommen wir auch und außerdem Nüsse, Ingwer, Gemüse, einen kleinen Flechtteppich aus Kunststoffbinsen für 1,50 €, Gewürze und eine Apothekenführung. Nach hartem handeln kommt auch noch eine bunte Decke für 15 € ins Gepäck. Sie dient nun als Tischdecke. Der Händler wollte 70 € – unglaublich!!! - aber es ist nicht unsere erste Decke und so kennen wir die Preise. Pech für ihn!

 

Natürlich endet der Einkaufsbummel in dem Geschäft des Vaters unseres Führers, wo wir sehr freundlich mit Tee bewirtet werden. Ebenfalls in gutem Deutsch erklärt man uns die Herstellungsarten verschiedener Teppiche. Sehr interessant und auch wunderschöne Stücke – aber wir haben nun mal keine Verwendung dafür. Da sich auch nichts anders findet, gehen wir ohne einen Einkauf zu tätigen – was aber sehr freundlich hingenommen wird. Von unserem netten Führer verabschieden wir uns dann mit 30 Dirham und einer der mitgebrachten Jacken, was ihn offensichtlich sehr zufriedenstellt.


Nach kurzer Weiterfahrt Richtung Erfoud schauen uns vom Straßenrand ein paar Dino-Skelette an. Wir haben das Tahiri Museum erreicht. Es handelt sich um ein Privatmuseum der Familie Tahiri. Der Besuch des Museums ist kostenlos und ein junger Archäologiestudent gibt uns einige Erklärungen zu den Exponaten. Es handelt sich um Mineralien und Fossile, die in Marokko gefunden wurden. Teilweise sind es auch Nachbildungen, was sich unseren unkundigen Augen aber ohne Erklärung nicht erschließen würde. Anschließend zeigt man uns noch, wie die Mineralien und Fossile in der Rohfassung, also im Fundzustand aussehen. Wir stellen fest, dass wir die meisten Steine unbeachtet hätten liegenlassen. Ebenfalls sehr interessant ist die Besichtigung der Werkstatt, in der mit sehr einfachen Maschinen die in der Boutique erhältlichen Exemplare geschliffen und poliert werden. Danach bummeln wir noch durch die Boutique und man zeigt uns auch die besonderen Fundstücke, die uns Laien aber nicht viel anders vorkommen als die preiswerten Teile. Und so sorgen auch nur ein paar einfache, aber schöne Allerweltsammoniten für ein Andenken. Über die ganzen Besichtigungen ist es spät geworden und man bietet uns an, auf dem Parkplatz des Museums zu übernachten. Uns so verbringen wir die Nacht zwischen Tyrannosaurus rex und Triceratops und Roger machen eine Fotosession a la „Eine Nacht im Museum“. Ich sorge mit einer Taschenlampe für die Beleuchtung.

"Eine Nacht im Museum"

Eine Begegnung mit einem Triceratops ist bei der Größe und dem mangelhaften Ernährungs-zustand schon recht befremdlich. Aber da er ja ein Pflanzenfresser war, machen wir uns noch keine Sorgen. Das ändert sich aber bald ...

Triceratops ist nämlich nicht allein. Sein ebenso schlecht ernährter Geistergefährte Tyrannosaurus Rex macht uns schon mehr Sorgen. Es sieht nämlich sehr, sehr hungrig aus - und dann diese Zähne ...

Da sollte ganz besonders die Sprinterin sich Gedanken machen, ob das wirklich ein guter Übernachtungsplatz ist.

 

Nur Ginny freut sich - so viele große Knochen!!!

 

Am nächsten Morgen bei blauem Himmel und strahlender Morgensonne sieht das Ganze dann wieder völlig harmlos aus. Glück gehabt!

Da wir in den letzten Tagen so viel erlebt haben, beschließen wir heute einen Ruhetag einzulegen. Wir fahren nur eine kurze Strecke weiter und quartieren uns auf dem schön angelegten CP Klara unter Dattelpalmen ein. Der starke Wind, der uns noch gestern das Leben schwer gemacht hat, ist strahlendem Sonnenschein und Windstille gewichen. Ideal um auszuruhen und uns - äußerlich - und die Fahrzeuge - innerlich - vom feinen Wüstenstaub zu befreien.

 

Die Planung für den heutigen Tag sieht eine Fahrt entlang des Flusses Ziz über die N13 vorbei an Er Rachidia, dem Stausee Barrage Al Hassan Addakhil, Rich bis nach Midelt vor. Wetterbedingt wird es aber anders kommen. Doch der Reihe nach!

 

Die Fahrt durch die Oasenlandschaften, die den Ziz umgeben ist landschaftlich sehr schön. Zuerst fahren wir auf Flußhöhe durch das Tal. Kurz darauf erklimmt die Straße ein Hochplateau und wir haben gelegentlich schöne Ausblicke auf die Palmenhaine im Flusstal.

Unseren ersten Zwischenstopp machen wir in Meski an der Source Bleue, der blauen Quelle. Die in den Palmenhain abwärts führende Straße wollen wir nicht nehmen, ohne vorher eine Ortsbesichtigung zu machen. Hinterher stellt sich das auch mal wieder als richtig heraus. Wir halten auf einem Parkplatz neben der Zufahrt und werden vom Besitzer des gegenüberliegenden Cafe's aufgeklärt, dass der Parkplatz zu seinem Cafe gehört. Wir können aber gerne bei ihm einen Tee trinken und er bietet auch eine Führung zum verfallenen Ksar und der Quelle an. Dauer eine Stunde, Preis 30 €. Da ist uns zum Einen der Preis zu hoch zum anderen wollen wir uns hier aber auch gar nicht so lange aufhalten. Deshalb sagen wir die Führung ab, aber den Tee zu und machen einen kleinen Spaziergang Richtung Quelle. Doch bevor wir diese und den angeschlossenen CP erreichen, macht eine Schranke und die Forderung nach Eintrittsgeld unserer Erkundung ein schnelles Ende. Der Preis ist nicht wirklich hoch, aber wir wollen hier ja nicht den Tag verbringen sondern nur kurz schauen und so kehren wir um. Der Tee im Cafe bei Zaid Akaddar schmeckt gut und es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Wir kaufen bei ihm auch noch etwas Honig und 2kg Datteln (24 €) aus dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters.

Den nächsten Halt machen wir am Stausee Barrage Al Hassan Addakhil (1.172 Meter), den wir über eine steinige Piste erreichen. Das Panorama ist beeindruckend. Ein fast türkisblauer See inmitten einer kahlen Berglandschaft aus „Rührkuchenbergen“. Eigentlich wäre das auch ein toller Stellplatz für den Rest des Tages, aber der starke Wind lässt uns nach kurzer Zeit weiterfahren.

Die Strecke zwischen dem Stausee und dem Tunnel du Légionnaire ( Tunnel Zaabal, 3,50 m Höhenbegrenzung), die Gorges du Ziz, ist besonders beeindruckend! Nach einiger Zeit kommen die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas in Sicht und auf der Passhöhe des Tizi-n-Tairhemt (1.907 Meter) beschließen wir die Fahrt für heute zu beenden.

Wir folgen einer kleinen, links abbiegenden Straße bis in eine windgeschützte Senke und begeben uns zur Nachtruhe.

 

Eigentlich – denn mir lässt der Wind und die über dem Atlas gesichteten Wolken keine Ruhe und ich google durch verschiedene Wetterberichte. Das Ergebnis gefällt uns gar nicht. Morgen in aller Frühe und auch für den Rest des Tages sind für diese Region schwere Sturmböhen bis zu 130 Stundenkilometer angesagt. Das brauchen wir nicht und schon gar nicht auf der Passhöhe. Eine kurze Lagebesprechung mit den Besatzungen aller drei Reisemobile bringt uns schnell zu einer einstimmigen Entscheidung: Zurück in die Richtung aus der wir kommen und zwar sofort! Die Fahrt im Dunkeln ist leider unumgänglich erweist sich in diesem Fall jedoch als unproblematisch. Wir fahren sehr vorsichtig und staunen, wie viele LKW noch unterwegs sind. Nun ja – vermutlich kennen die auch den Wetterbericht und so extrem hoch beladen wie viele von ihnen unterwegs sind, gehören Sturmböen auch nicht zu ihrem geeigneten Fahrwetter.

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