20.03. - 06.04.18  Marokko

Marokko, weite Ebene, Stadt

Nach gründlichem Studium des Wetterberichtes beschließen wir unsere Tourplanung mal wieder zu ändern. Eigentlich wollten wir noch eine Rundtour über den Tizi n'Ilissi (2.630) machen und dann über Azrou nach Fes fahren. Auf dem Tizi n'Ilissi regnet und schneit es derzeit fast ohne Unterbrechung und unter diesen Umständen macht so eine Tour keinen Spaß, da die Berge dann in den Wolken hängen und außerdem ist die Gefahr von Erdrutschen und Steinschlägen zu hoch. In Azrou ist es frostig und in der nächsten Woche schneit es öfters. In Fes regnet es derzeit unentwegt und das scheint sich in den nächsten Tagen auch nicht zu ändern.

 

Dafür ist in Marrakesch herrliches Wetter und wir sehnen uns nach Sonne und ein paar ruhigen Tagen. Also auf nach Marrakesch! Wir fahren erneut die uns schon bekannte schöne Strecke über Asilal zum Barrage Bin el Quidane. Dort übernachten wir frei und ungestört am Seeufer und am nächsten Tag geht es weiter nach Marrakesch. Dort fahren wir wieder auf den großen Parkplatz vor den Altstadtmauern (gegenüber dem Hotel Mamounia, 50 Dirham für 24 Stunden). Wir stehen direkt an der großen Olivenplantage und haben einen klaren Blick auf den Hohen Atlas. Gar nicht so übel hier und super zentral.

Marrakesch, Souk, Leder

Am späten Nachmittag gehen wir in die Souks und schauen uns nach einer Lederjacke für einen Freund um. Im zweiten Anlauf kommen wir in einen kleinen Laden, wo man uns zusagt innerhalb von 48 Stunden die mitgebrachte Musterjacke exakt nachzuschneidern und das Ganze für 250 €. Wir beschließen das Wagnis einzugehen, lassen die an der Tasche eingerissene alte Jacke dort und zahlen 100 € an. (Adresse des Händlers s.u.) Nach einem Foto von Laden und Besitzer und einer handschriftlichen Quittung auf der Rückseite einer Visitenkarte schlendern wir zurück zum Djemma el Fna, trinken einen Tee auf einer Cafeterrasse, lauschen den Trommeln einer Musikgruppe und beobachten das Getümmel unter uns. Langsam hat sich der Platz mit den Garküchen gefüllt und wir wollen uns das kulinarische Angebot mal näher ansehen.

Marrakesch Djemma el Fna Garküche

Wir haben kaum den Bereich der Küchen erreicht, da stürzen sich die Schlepper der einzelnen Stände auf uns – aber wie! Wir können keinen Schritt mehr machen, ohne dass einer der jungen Männer uns mit lustigen Sprüchen und allen denkbaren Argumenten zu „seinem“ Stand schleusen will. Dieser Aktionismus ist auch durchaus erforderlich, da die meisten Stände ein fast identisches Angebot haben.

„Don't panic it's organic“ und „Zwei Jahre Garantie gegen Durchfall“ finden wir besonders lustig. An diesem Stand singen die Jungs zu unserer Begrüßung eine marokanische Version von „Waka Waka“ und verbreiten richtig gute Laune. Wir versprechen wiederzukommen und gehen noch etwas weiter. Es braucht aber schon eine ausgeglichene Stimmung, um die laufenden Ansprachen zu ertragen und so beschließen wir recht schnell zu den „Waka Waka“-Jungs zurückzugehen. Die freuen sich ganz doll, dass wir wirklich zurückkommen und singen erst mal wieder eine Runde. Wir stellen uns ein vegetarisches Menü zusammen. Zu Fleisch haben wir hier doch nicht das rechte Vertrauen. Wir bekommen Gemüsespieße, Couscous, Tajine, Salat, Brot, Oliven, eine scharfe Sauce und einen gemischten Teller mit gegrillten Auberginen und Paprika, Kartoffelplätzchen und einer mit Mandelmasse gefüllten Teigtasche. Es sind recht kleine Portionen, aber in der Gesamtheit mehr als wir essen können und alles wirklich sehr lecker. Wir bezahlen rd. 10 € pro Person. Das ist für marokkanische Verhältnisse nicht wirklich preiswert, aber die Erlebnisgastronomie war's uns wert. Außerdem ist es auch sehr interessant, die Reaktionen der anderen Touristen auf den Hochdruckverkauf der Jungs zu beobachten.

Als wir über den Djemma el Fna nach Hause gehen scharen sich ein paar Kinder um uns. Die Kids wollen Lichtspielzeug verkaufen. Gerade, als wir ihnen erklären, dass das doch für Erwachsene nichts ist, spüre ich, wie der Reißverschluss meiner Jackentasche aufgezogen wird. Dort steckt meine kleine Kamera und jetzt hört der Spaß definitiv auf. Ich werde laut und die Jungs sind schlagartig verschwunden. Die Kamera ist noch da – soweit also alles in Ordnung. Wir merken, dass wir in solchen Situationen noch aufmerksamer sein müssen – aber das ist überall so, also nichts Besonderes. Wenn ich bedenke, wie oft wir hier schon völlig unbehelligt über den Djemma el Fna und durch die Souks geschlendert sind, so kann ich nur sagen, dass wir dabei immer ein sehr gutes und sicheres Gefühl gehabt haben. Und daran ändern die kleinen Langfinger auch nichts. Normalerweise habe ich Wertsachen und Kamera auch immer direkt am Körper in den weiten Taschen meiner Outdoor-Hosen und damit besser unter Kontrolle.

Bahia Palast Marrakesch

Am nächsten Tag gehen wir auf Besichtigungstour. Zuerst geht es zum Bahia-Palast am Rand der südlichen Medina, den wir bei unserem letzten Besuch nicht mehr angeschaut haben.

 

Der rd. 8000 qm große frühere Wesir-Palast vereint maurische und andalusische Elemente und ist mit seinen bemalten und geschnitzten Decken, den Fliesen-mosaiken und den vielen Stuckverzierungen prächtig ausgeschmückt. Der Eintritt kostet 10 Dirham/Person, was extrem günstig ist. Der Bahia-Palast ist ein Touristenmagnet und es schieben sich ganze Busladungen an Touristen durch die Gänge. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt, wenn man bedenkt, wie viele Orte wir in der letzten Zeit besichtigt haben, an denen wir fast allein waren.

Nach der Besichtigung suchen wir uns ein nettes Lokal an einem kleinen Platz nah dem Taxistand. Die Preise in der Kosybar liegen auf deutschem Niveau, aber das Lokal hat eine interessante Atmosphäre und eine schöne Dachterasse mit tollem Ausblick auf den direkt nebenan liegenden El Badi Palast. Von diesem sind allerdings nur die monumentalen Lehmmauern erhalten, auf denen heute die Störche nisten, denen wir direkt in die Nester schauen können. Die schneebedeckte Silhouette des Hohen Atlas im Hintergrund vervollständigt das Bild.

Marrakesch El Badi Palast

Nach dieser Ruhepause fahren wir mit 2 Petit-Taxis (5 Euro je Taxe, Preis wie vor 2 Jahren) zum Jardin Majorelle.

 

Auch hier steht eine lange Schlange vor der Kasse (10 €/Person für Garten und Berbermuseum). Im Garten selber verteilen sich die Menschenmassen glücklicherweise recht gut.

 

Wir hatten den Garten schon vor 2 Jahren besichtigt, sind aber wieder von der Atmosphäre und vor allem der Ausstellung im Berbermuseum begeistert. Nach einem längerem Aufenthalt an diesem schönen Ort und einem Minz-Tee im Cafe des Gartens fahren wir – nun alle zusammen – mit einem Grand-Taxi (10 €, somit kein Preisunterschied zu den zwei Petit-Taxen) zu unseren Reisemobilen zurück.

Am nächsten Vormittag machen wir einen kleinen Fußmarsch zu den Menara-Gärten (Eintritt frei). Bei diesen Gärten handelt es sich eigentlich um eine riesige Olivenplantage, in deren Mitte sich ein großes Wasserbecken befindet. Der direkt an einer der Stirnseiten errichtete Pavillon ist – vor dem Hintergrund des Hohen Atlas – ein bekanntes Fotomotiv. Leider steht die Sonne nicht so glücklich, aber natürlich versuche ich die Szene auf's Foto zu bannen. In dem großen Wasserbecken schwimmen dicke Karpfen, die von einheimischen Familien mit Brot gefüttert werden.

Menara Garten Marrakesch

Am Nachmittag machen wir uns auf in den Souk und sind gespannt, ob die Jacke fertig ist und wie sie aussieht. Zuerst geht es noch in den nahegelegenen Cyberpark zu dem Gebäude der Maroc Telekom, wo wir noch einen Gutscheincode für weitere 10 GB (100 Dirham) kaufen. Hier wird das Guthaben nicht direkt aufgeladen, sondern man zeigt uns, wie der Gutscheincode ins Handy einzugeben ist.

Nach einigem Suchen und mit der Unterstützung eines Souk-Bewohners finden wir den Lederwarenhändler wieder und die Jacke ist auch schon fertig. Sie ist wirklich genau nach dem Vorbild der alten Jacke gefertigt und das Leder sieht kräftig und stabil aus. Wir sind sehr zufrieden, zumal auch die eingerissene Tasche der alten Jacke sorgfältig ausgebessert wurde. Später fällt uns allerdings auf, das das Leder einen recht kräftigen Eigengeruch hat. Im Souk ist uns das – warum auch immer – nicht aufgefallen. Wir hoffen, dass dieser noch etwas verfliegt und unseren Freund nicht stören wird.
Hier für Interessierte die Adresse des Lederwaren-Händlers:

Artisanat de Cuir

Kheiraoui Hassan

Essemmarine, Souk Chkeiria, N°208 Marrakech Tel.: 05 24 44 09 29


Nachtrag Nr. 1:

Der in unseren Nasen sehr penetrante Geruch hat unseren Freund nicht gestört. Er meint, dass gehört bei solchem Leder dazu und geht durch lüften und wachsen mit der Zeit sowieso weg. Er ist hochzufrieden und das freut uns sehr.


Nachtrag Nr. 2:

Inzwischen haben wir erfahren, dass der Gestank der Lederjacke leider nicht nachgelassen hat. Er blieb so schlimm, dass unser Freund sich schweren Herzens entschlossen hat, das optisch sehr schöne Stück wegzuwerfen.

Wir können deshalb nur raten beim Einkauf von Lederartikeln in Marokko sehr vorsichtig zu sein.


Zurück an den Reisemobilen machen wir uns fahrbereit und nach einem Besuch beim Carrefour fahren wir – mal wieder - zur Familie Schatz um uns einige gemütliche Tage zu machen.

Reisemobil Sprinter Surf Hotel Truck

Dort lernen wir Rieke und Klaus-Dieter kennen, die mit ihrem Wohnmobil angereist sind, in den nächsten Wochen aber mit Reinhard's Reisegruppe in seinem Bus unterwegs seien werden um Marokko erst einmal auf diesem Weg kennenzulernen.

Am dritten Tag kommt ein ganz spezieller LKW auf den Platz gefahren – das Truck Surf Hotel (trucksurfhotel.com).

Wenn sich dieser LKW mit seinen vielen Slide-Out's voll entfaltet hat, steht man nur noch staunend davor. Wir hatten ihn schon in Lagos (Portugal) gesehen und waren schon damals schwer beeindruckt, wie diese vielen Slide-Out's und Slide-Hight's funktionieren. Heute bekommen wir auch die Gelegenheit dieses einmalige Fahrzeug, das für Events zu mieten ist, zu besichtigen. Am Abend kommen wir auch in den Genuss des angekündigten Opernabends, denn Reinhard's Tochter Magdalena ist ausgebildete Opernsängerin und unterhält uns und die anderen Gäste mit den unterschiedlichsten Liedern.

Am 27.03. fahren wir Richtung Safi zu der schönen kleinen Bucht Lalla Fatna. Auf dem Weg dorthin genießen wir das grüne und blühende Land um uns herum, dass prächtiger als jede deutsche Blumenwiese ist, die wir kennen. Mohn, gelbe Margeriten, kleine aber total farbintensive orangene Blümchen und viele andere mehr sehen einfach wunderschön aus.

Reisemobil Marokko Lalla Fatna Meer

An der Zufahrt zur Bucht wird ein Parkpreis von 50 Cent verlangt. Wir sind die einzigen Reisemobile hier und suchen uns einen möglichst geraden Stellplatz auf dem leicht abschüssigen Gelände. Anschließend machen wir einen Strandspaziergang und entdecken am Ende der Bucht interessante, kristalline Steinformationen.

Gegen Abend kommt ein Marokkaner, der 5 € pro Fahrzeug kassiert und dafür in der Nacht über uns wachen wird. Diesen Preis haben wir auch in unserem Stellplatzführer gelesen, fragen uns aber doch, ob das wohl alles so seine Richtigkeit hat. Für einen reinen Parkplatz sind 5 Euro ziemlich viel. Im Vergleich bietet der Platz in Manta Rota (Portugal) – auch direkt am Strand gelegen – für 4,50 € Ver- und Endsorgung und freies Wifi. Mal wieder merken wir, dass in Marokko die Preise kräftig anziehen.

Unser nächstes Ziel ist Oualidia. Wir fahren auf der Küstenstraße, die immer wieder schöne Ausblicke gewährt. Leider gibt es so gut wie keine Zufahrten zu den kilometerlangen, einsamen Stränden. Zumeist liegt auch eine Lagune zwischen uns und dem Meer, über die es keine Brücken gibt. Es ist leicht bewölkt und diesig, also kein Fotowetter. Da die Straße immer wieder heftige Schlaglöcher aufweist, muss sich Thomas extrem auf die Straße konzentrieren. Auch ich schaue halte bald mehr nach Schlaglöchern Ausschau, als das ich die Gegend bewundere. Denn diese Löcher haben es in sich. Meist sind sie gar nicht so groß, was dazu führt, dass man sie erst spät sieht und im ersten Moment für harmlos hält. Das ändert sich aber, wenn man merkt wie tief sie sind!

In Oualidia fahren wir auf einen großen Parkplatz in Strandnähe, auf dem schon etliche Wohnmobile stehen. Hier werden 3 € verlangt. Dafür gibt es die Möglichkeit zur Ver- und Endsorgung. Der Platz liegt zentral und macht einen ordentlichen und ruhigen Eindruck. Das ändert sich in der Nacht, als direkt hinter unseren Fahrzeugen ein gewaltiges Froschkonzert angestimmt wird. Durch die vielen Regenfälle ist hier ein kleines Sumpfgebiet entstanden, dass zahlreiche, stimmgewaltige Bewohner angelockt hat.

 

Im Lauf des Vormittags ist es immer nebeliger geworden und als am frühen Nachmittag der Nebel etwas weniger wird, machen wir einen Erkundungsspaziergang. Viel sehen wir aber nicht – nebelig halt! Ein paar Stunden später kommt die Sonne durch und wir machen den gleichen Rundgang noch einmal. Jetzt haben wir eine gute Sicht und finden unsere Umgebung wirklich reizvoll.

Strand Nebel Oualidia
Vorher - Oualidia im Nebel
Strand Oualidia Marokko
Nachher - Oualidia bei Sonnenschein

Zurück am Stellplatz bekommen wir in einem fort Besuch von Händlern mit den unterschiedlichsten Waren. Sie sind überhaupt nicht aufdringlich und es ist interessant, was alles angeboten wird. Das ganze ist wie ein Bummel über den Markt, nur dass wir sitzen und der Markt an uns vorbeibummelt. Fisch, Austern und andere Muscheln stellen das Hauptangebot dar. Nicht so ganz unser Ding. Das Angebot des Plätzchenhändlers finden wir schon ansprechender. Brot bestellen wir für den kommenden Morgen und Christina kauft einem Händler einige schöne Muscheln bzw. Schneckenhäuser ab.

Unser nächster Reisetag fällt in die Kategorie „Nur schnell vergessen“! Zuerst machen wir den Fehler bis El Jadida weiter auf der Küstenstraße zu fahren. Diese ist in einem Zustand, der uns wünschen lässt doch lieber in der Steinwüste zu fahren. Hätten wir nur auf den Marrokaner gehört, der auf die Straße zeigte und mit der anderen Hand die Geste des Halsabschneidens andeutete!! Und die Gegend ist auch nicht erbauend. Teils Landwirtschaft aber auch große Industriegebiete mit rauchenden Schloten.

 

In El Jadida besuchen wir das alte portugiesische Fort. Das hätten wir uns aber auch schenken können. Die Gassen werden von Touristen-Kitsch-Geschäften gesäumt, deren Waren allem Anschein dort schon lange liegen. In die Zisterne können wir einen Blick werfen, aber wirklich beeindruckend finden wir sie nicht und so warten wir auch nicht auf den durch Abwesenheit glänzenden Verkäufer der Eintrittskarten sondern wandern über die alten Festungsmauern zurück zu unseren Fahrzeugen.

Wir steuern den CP Mimosa in Houzia an. Das Wetter ist ganz gut und wir haben für heute genug vom fahren. Es soll aber nicht sein. Der CP ist geschlossen und das anscheinend dauerhaft. Unsere App zeigt uns direkt am Strand noch zwei weitere CP's. Aber auch das ist eine Fehlinfo. Dort finden wir nur eine leise vor sich hin verfallende Ferienhaussiedlung, sehr elend wirkende Straßenhunde und ein paar grasende Kühe. Der Strand ist steinig und von ärmlichen Hütten gesäumt und so fahren wir weiter Richtung Casablanca.

In Dar Bouazza fahren wir den CP Camp International l'Oasis an. Eine andere Auswahl haben wir leider nicht, bis Mohammedia wollen wir heute nicht mehr fahren und in dieser Gegend möchten wir auch nicht frei stehen. Ansonsten hätte es uns auf dem CP bestimmt nicht gehalten. Grausig, einfach grausig! Wir zahlen 7,50 und habe dafür den Weckdienst durch die platzeigene Hühnerschar gratis.

 

Am nächsten Morgen brechen wir deshalb früh auf und fahren zum CP Ocean blue in Mohammedia. Hier waren wir schon öfters und wir finden den Platz auch sehr gut besetzt vor. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir die ordentliche, warme Dusche und später dann den von mir gebackenen Kuchen. So gefällt es uns schon besser!

 

Unser nächstes Ziel ist Meknes. Da wir keine Lust haben durch jedes Dorf zu kurven, nehmen wir die Autobahn. Dieser Luxus kostet uns 10,20 € an Autobahnmout, aber das war die ruhige Fahrt auf guter Straße uns wert. Obwohl die Gegend zwischen Rabat und Meknes landschaftlich intensiv genutz wird, sehen wir unglaubliche viele Wildblumen, die derzeit in voller Blüte stehen. Die Randstreifen der Autobahn, der Unterwuchs der Olivenplantagen, die in diesem Jahr brach liegenden Felder und all die Feldraine sind über und über mit Blüten bedeckt. Es leuchtet gelb, weiß, blau und ganz oft orange. Ein wahres Farbenmeer, dass wir aus Deutschland so gar nicht mehr kennen.

 

In Meknes parken wir auf dem großen Platz vor der Altstadtmauer und zahlen für 24 Stunden 5 €. Vor 2 Jahren hat man uns hier 10 € abgeknöpft. Das kann nicht nur am Steyr gelegen haben. Nachdem unsere Freunde eintreffen machen wir einen Spaziergang entlang des bekannten Bab Mansour und über den großen Platz neben der Markthalle hinein in den Souk. Wie auch damals fällt uns erneut auf, wie viel untouristischer es im Vergleich zu vielen anderen Städten hier doch zugeht. Es sind auch kaum Touristen anzutreffen. Die Händler sprechen einen nicht an und so kann man die ausgelegten Waren in Ruhe betrachten. In dem von uns besuchten Bereich sind hauptsächlich Kleider, Stoffe und Haushaltswaren zu bekommen.

Zurück an der Markthalle kaufen wir wunderbar kräftige Knoblauchknollen und gehen dann auf der Suche nach Eiern in die Halle. Nach wenigen Schritten, als wir in den Bereich der Fleischstände kommen, verschlägt es uns aber den Atem. Sehr spontan und ziemlich schnell entscheiden wir, dass Eier doch nicht so wichtig sind und legen den Rückwärtsgang ein.

Zurück am Sprinter merken wir erst, wie heiß es geworden ist. Die Sonne brät uns förmlich und der Parkplatz zwischen Hauptstraße und Stadtmauer bietet nicht den geringsten Schatten. Deshalb fahren wir weiter zum CP Zerhoun Bellevue, von dem wir von unserer letzten Reise wissen, dass er in einem schönen Olivenhain liegt. Dort angekommen stellen wir unsere Stühle unter einem prächtigen, alten Olivenbaum auf und genießen Schatten und gute Landluft. Zwei Sachen, die man erst so richtig zu würdigen weiss, wenn man aus dem Getümmel der Großstadt kommt.

 

Am nächsten Morgen fahren wir bei bedecktem Wetter ein paar Kilometer weiter nach Volubilis. Die Ruinen dieser römischen Ansiedlung sind wirklich sehenswert. Vor allem die vielen gut erhaltenen Mosaike.

Der Parkwächter verlangt 10 Dirham – genauso viel, wie der Eintritt kostet. Irgendwie nicht ganz passende Relationen, aber was soll's. Dafür hat er noch schnell den Plastikmüll vor unseren Fahrzeugen zusammengesammelt – löblich. Als wir aussteigen sehen wir, wie er den gesammelten Müll kurzerhand in einer Ecke abfackelt – weniger löblich. Nur schnell die Fenster komplett schließen, sonst stinkt's nachher im Sprinter nach Plastikqualm. Marokko live halt.

Wilde Orchidee Marokko Volubilis

Wir kennen Volubilis bereits von unserem letzten Marokkobesuch. Hier findet ihr auch viele Bilder der Mosaike. In diesem Jahr begeistern uns die vielen Wildblumen nämlich fast noch mehr als die Spuren der römischen Kultur. Es blüht in allen Ecken und Mauerritzen in einer Artenvielfalt, die für eine Wildpflanzenliebhaberin wie mich überwältigend ist. Höhepunkt ist die zierliche Blüte einer Wildorchidee, die versteckt an einer Mauer in einem ehemaligen römischen Wohnzimmer wächst. Und so kommt es, dass ich dieses Mal mehr Fotos von Pflanzen als von Mosaiken und Tempelruinen gemacht habe. Nachdem wir so einige Zeit botanisierend durch das große Areal geschlendert sind fahren wir weiter Richtung Chefchaouen. Da uns die ganze Strecke zu weit ist, machen wir am Hotel Rif halt, dass auch einen Platz für Camper anbietet. Momentan ist der Platz aber nicht so reizvoll, da an einem sehr großen Swimmingpool gearbeitet wird und wir notgedrungen den Blick auf die große Baustelle „genießen“ müssen. Leid tut uns auch ein junger Rüde – eigentlich noch ein Welpe – der an kurzer Kette an einer kleinen Hundehütte an der CP-Einfahrt angekettet ist. Er und die anderen Hunde der Umgebung sorgen in der Nacht dann für die Marokko typische Klangkulisse.

 

Der Platz kostet 8 €. Dafür gibt es 20% Rabatt im angeschlossenen Restaurant. Um unsere Mägen zu schonen machen wir davon nach einer kurzen Restaurantbesichtigung aber lieber keinen Gebrauch. Insgesamt empfinden wir den Platz nicht als empfehlenswert, aber eine andere Alternative ist uns auf dieser Strecke nicht bekannt und frei im Rif-Gebirge zu übernachten das muss auch nicht sein.

Moulay Idriss Marokko
Blick auf Moulay Idriss

Die weitere Strecke nach Chefchaouen ist landschaftlich schön, sehr grün mit sanft geschwungenen, bewaldeten Bergen. In Chefchaouen fahren wir zum einzigen dort vorhandenen CP, der hoch über der Altstadt liegt. Mit 9,50 € ist dieser CP mit einer der teuersten, die wir in Marokko besucht haben. Der Platz selber ist auch ganz nett, aber die Sanitärgebäude sind schlicht eine Katastrophe. Die Duschen sind kalt – sofern überhaupt Wasser läuft. Die Toiletten … brauchen wir glücklicherweise nicht und ich erspar mir die Beschreibung.

 

Bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns am nächsten Vormittag zur Stadtbesichtigung auf. Der Weg führt uns durch den links vom CP gelegenen kleinen Park und dann den Hügel hinab, bis wir sozusagen das „obere Ende“ der Altstadt erreicht haben.

Chefchaouen Marokko blaues Dorf

Sobald wir das Tor durchschritten haben, umfängt uns der einzigartige Charme Chefchaouens. Verwinkelte Altstadtgässchen mit weich geschwungenen Lehmmauern, die in verschiedenen Blautönen gestrichen sind. In mehr oder weniger winzigen Lädchen wir alles mögliche angeboten. Touristenkitsch ebenso wie Lebensmittel, Kleider und Alltagsgegenstände für die Einheimischen. Sehr positiv empfinden wir die Zurückhaltung der Verkäufer. So haben wir tatsächlich Gelegenheit uns in den Läden umzuschauen, ohne uns sofort in Verkaufsgesprächen zu befinden – jedenfalls meistens.

Chefchaouen Marokko blaues Dorf

Wir lassen uns durch die Gassen treiben, mal treppab mal treppauf – Chefchaouen hält einen fit. An einem Stand kaufen wir zwei schöne Tücher (2x3 Meter) in vielen Blautönen. Sie werden zuhause einen Platz auf unseren Sofa's finden. Nach einigem Handel bekommen wir das Stück für 22 €. Noch zu teuer - wie wir später merken werden.

 

Am großen Brunnenplatz beim Kastell treffen wir unsere Freunde wieder. Gemeinsam besichtigen wir das Kastell (Eintritt 1 €). In dem kleinen Garten im Innenhof blühen üppige, weiße Iris und Calla, was sehr edel aussieht. Der Aufstieg auf den Turm lohnt sich, da man von dort eine schöne Aussicht über den Brunnenplatz, die Terrassen der umliegenden Restaurants und die Altstadt hat.

Mode Marokko Kleid
Das trägt hier die elegante Dame
Mode Marokko Anzug
Und das trägt der elegante Herr

Anschließend verkrümeln wir uns auf eine der vorgenannten Terrassen und stärken uns mit einer kleinen Pizza und dem stark gesüßten Minztee. Wenn wir nicht mehr in Marokko sind, werden wir vermutlich akute Zuckerentzugserscheinungen bekommen – so wie wir hier in Minztee und Plätzchen geschwelgt haben.

 

Anschließend  erliegen unsere Freunde dem Charme der bunten Decken. Der Händler den sie aufsuchen verkauft die Decken etwas günstiger und so verbilligen wir unseren Einstandspreis, indem wir hier noch eine schöne orange/gelbe Decke kaufen. Da diese Decken tolle Mitbringsel für liebe Freunde sind, kann man gar nicht genug davon haben. Diese Erkenntnis setzen wir dann an einem weiteren Stand um, bei dem die großen Decken aus Baumwolle 15 € und aus Chenille mit glänzender Agavenseide 18 € kosten. Hier komme ich um eine Decke mit glänzender Agavenseide und wunderschönen, leuchtenden Blautönen einfach nicht herum! Ordentlich bepackt – wie gute Touristen halt :-)) streben wir dann bergauf zurück zum CP. Dort genießen wir die Sonne, einen guten Kaffee und unsere Eroberungen.

 

Am nächsten Tag geht es noch einmal durch die Gassen Chefchaouens. Immer wieder entdecken wir neue, schöne Fotomotive. Vor allem die vielen alten Türen begeistern uns, aber auch die bunten Tücher und Teppiche dekoriert vor den himmelblauen Wänden der Häuser geben herrliche Fotomotive.

Nachdem wir gesehen haben, wie günstig wir hier die großen Tücher bekommen können, haben wir gestern noch eine Mail an Freunde und Familie losgelassen und jetzt liegen uns Kaufaufträge für weitere 5 Decken vor. Bei der Menge bekommen wir bei unserem „Lieblingshändler“ auch noch Mengenrabatt und so langsam kommen wir in einen Kaufrausch. Für Thomas kommt noch eine bequeme Leinenhose und für mich eine weiße Schaljacke in die Tüte. Unseren Freunden gefallen noch weitere Tücher und am Ende müssen unsere Männer beim Aufstieg zum CP wieder ordentlich schleppen.

Heute bricht unser letzter Tag in Marokko an. Der Wetterbericht kündigt für über eine Woche Regen an und so schön es auch war – irgendwie reicht es nun auch. Außerdem – wenn wir noch länger bleiben, kaufen wir noch den ganzen Tuchbasar leer!

 

Die Fahrt nach Tanger Med. führt uns über Tetouan und seine Baustellen. Dann geht es über die Autobahn (1,60 € Maut) Richtung Sebta (die marokkanische Bezeichnung für die spanische Enklave Ceuta). Anschließend fahren wir über eine recht gut ausgebaute zweispurige Straße durch die Berge und umrunden das sehr weitläufige Gelände des Hafens, bis wir sozusagen ganz am Ende den Fährhafen erreichen.

Fährhafen Tanger Med Marokko
Anfahrt zum Fährhafen Tanger Med. von Tetouan aus kommend.

Anschließend buchen wir einen Platz auf der nächsten Fähre (Details unter Info "Verschiffung“) und vertreiben uns die Wartezeit mit Kaffeetrinken und surfen im Internet. Die Pass- und Zollabwicklung geht schnell und problemlos und dann heißt es warten!

 

Um 16:30 Uhr legt die Fähre mit nur ½ Stunde Verspätung ab. Um 18:38 fahren wir in Algeciras durch die ebenfalls entspannten Zollkontrollen. Soweit wir sehen können, werden alle Fahrzeuge nach einem kurzen Blick in die Pässe durchgewunken.

Und das waren unsere Routen 2018 in Marokko. Danke Christina für die Kopie deiner Routenaufzeichnungen!

Routen in Marokko Landkarte