24.08. - 03.09.18 Norwegen Lofoten

und Landschaftsroute Helgelandskyste

Am Morgen sehen wir wieder eine kleine Gruppe Delfine, bevor wir unsere Lofotenerkundung fortsetzen. Das Wetter ist trocken, aber leider grau in grau und so kommt der Charme der weißen Sandstrände nicht ganz so zur Geltung wie wir gehofft hatten. Trotz dieser schlechten Lichtverhältnisse leuchtet das Meer an einigen flachen Stellen in satten Smaragd- und Türkistönen.

 

Kurz vor Fiskeböl verlassen wir die E10 und folgen der 888, die den schönen Namen Midnattsolveien trägt. Über Svolvär und Kabelvog fahren wir bis kurz vor Henningsvär, dem angeblich schönsten Fischerdorf der Lofoten. Da wir mal wieder Bewegung nötig haben parken wir „zwei Brücken vor der Stadt“ und gehen zu Fuß über die Engöyundet bru und die Henningsvär bru in den Ort.

Liegt es am Wetter, an uns oder doch am Ort – wir wissen es nicht, aber Begeisterung löst Henningsvär nicht bei uns aus. Da erscheint uns die zum Ort führende Stichstraße, die 816, die größere Sehenswürdigkeit zu sein. Die schmale, teilweise einspurige Straße, die am Fuß hoher Berge an gewaltigen Gesteinsbrocken vorbei führt, beeindruckt uns wesentlich mehr.

Am Nachmittag machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Wir fahren noch auf der E10, als ich ein ziemliches Stück von der Straße entfernt in einem Moorgebiet einen Elch stehen sehe. Seit unserer Elchsichtung in Schweden zu Beginn der Reise ist das der zweite freilebende Elch und meine Enttäuschung ist groß, da hier keine Chance zum Anhalten besteht.

Elch Norwegen

Kurz darauf biegen wir auf eine kleine Nebenstraße ab, um zu einem Wanderparkplatz zu gelangen. Thomas flachst noch rum, dass da bestimmt gleich ein Elch an der Straße steht – und tatsächlich, zwei Kurven weiter steht ein Prachtexemplar von Elch direkt neben der Straße und knabbert an den Zweigen eines Baumes.

 

Offenbar hat dieser Elch Lust auf eine Fotosession. Er steht absolut bewegungslos und schaut uns an. Und fast genauso bewegungslos stehen wir, nur der Auslöser der Kamera der klickt und klickt.  Erst als wir langsam wieder anfahren kommt Bewegung in unseren Elch. In aller Ruhe verschwindet er im Wald und wir stellen fest, das er sich ja doch bewegen kann.

 

Als wir den kleinen Parkplatz mit traumhaftem Ausblick über Nord-Oderfjorden erreichen, regnet es wieder kräftig, aber so eine Elchbegegnung kann einem echt den ganzen Tag retten.

Am 25.08. fahren wir weiter. Es regnet immer noch und deshalb sind wir froh, das Wikingermuseum besichtigen zu können. Bevor man in das originalgetreu wieder aufgebaute Langhaus besucht, sollte man mit Audioguide ausgerüstet durch die Informationsräume schlendern. Wenn man sich alle Ausführungen anhört, den 15 minütigen Film anschaut und auch allen Informationen zu den ausgestellten Fundstücken lauscht, dann kann das schon knapp 2 Stunden dauern.

Das Langhaus kann alleine oder im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Es ist liebevoll und bis ins kleinste Detail nachgebildet. Selbst bei dem Feuer in der Herdstelle muss man zweimal hinsehen, bis man erkennt, dass es sich um ein Gasfeuer handelt. Selbst das kleine, grüne Leuchtschild, das den Fluchtweg weist, zeigt einen rennenden Wikinger. Sehr gelungen, wenn auch nicht so ganz authentisch.

Im Außenbereich sind ein kleiner Garten und Tierpferche angelegt. Ein ca. 1,5 km langer Weg führt an einer Schmiede und einem Bogenschießstand vorbei - beides in Betrieb. Am Ende des Weges liegt eine weitere Attraktion, ein Drachenboot. Nicht ganz der damaligen Zeit entsprechend werden die Passagiere in rote Rettungswesten gekleidet, aber dann geht es unter vollem Segel über den See.

 

Die Fahrt ist im Eintrittspreis enthalten und würde uns bei besserem Wetter bestimmt Spaß machen aber da es mal wieder an zu regnen fängt …

Am Nachmittag erreichen wir den Hauklandstranda, einen herrlichen Sandstrand vor beeindruckender Bergkulisse. Am nächsten Morgen scheint die Sonne und wir nutzen einen der vielen Wanderwege zu einem Morgenspaziergang. Heute ist das Wetter zwar auch wechselhaft, aber mit vielen sonnigen Abschnitten und wir kommen in den Genuß eines „Lofoten-Bilderbuchtages“. Und das nicht nur wettermäßig!

 

Unser erstes Ziel ist Nusfjord. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch eine gewaltige Berlandschaft. Besonders beeindruckt mich ein Bergmassiv aus dunklem Granit, das so schroff ist, das an den steilen Hängen rein gar nichts wächst. Eine Kulisse wie aus „Herr der Ringe“!

Berge Lofoten
Lofoten Gebirge

Nusdorf ist ein kleines Fischerdorf, dass inzwischen zwar sehr touristisch ausgerichtet ist, aber in absolut gelungener Umsetzung. Viele rote, auf Holzpfählen errichtete Fischerhütten – Rorbur genannt – gruppieren sich um Ortseingang und Hafen. Wir folgen dem Hinweis zu einer urigen Bäckerei und kaufen uns 4 Hefteilchen. Ups – 17 Euro. Das haben wir davon, mal nicht auf den Preis geachtet zu haben. Wir wissen doch, dass wir in Norwegen sind …

Rund um den kleinen Hafen finden sich jede Menge Fotomotive. Hier gefällt es mir deutlich besser als in Henningsvär! Und das Wetter spielt auch mit – wunderbar! Nur hinterher hab ich wieder die Qual der Wahl, welche von den vielen Bildern ich auf die Homepage setze.

Wir fahren Richtung Reine und halten kurz vor dem Tunnel auf dem Aussichtspunkt Akkarvika. Von hier hat man einen beeindruckenden Ausblick über Hamnöy und Sakrisöy und die insgesamt drei Brücken, die die ganzen Inseln miteinander verbinden.

Nachdem wir den Tunnel hinter uns haben, eröffnen sich wieder jede Menge Bilderbuchfotomotive. Dies ist genau die Gegend, die das Lofotenbild der Reisehandbücher in vollem Umfang erfüllt. Gewaltige Berge, Fjorde, Meer und Fischerdörfchen vom feinsten.

 

Direkt an der Straßenabzweigung nach Reine ist ein Parkplatz mit super Aussicht. Von dort aus gehen wir zu Fuß in den Ort und inspizieren die ausgewiesene Womo-Versorgungstelle. Dort kann entleert werden und es gibt gutes Trinkwasser – beides kostenlos. Auf einer wirklich sehr großen Schotterfläche direkt nebenan können Womos auch übernachten – kostet aber 20 Euro (kein Strom).

Wir gehen zurück zum Sprinter und fahren zur Versorgungsstelle. Allein in der Zeit, in der wir dort zugange sind kommen 4 andere Fahrzeuge. Auf der kostenpflichtigen Schotterfläche parkt kein Einziges.Wen wundert das? Wo es soviel kostenlose Stellmöglichkeiten gibt. Diese Preisgestaltung zieht nicht gerade Touristen in den Ort.

Lofoten Robor Hütten Reine

Wir haben jetzt leider aber ein ganz anderes Problem. Ein Verbindungsstück zu unserem Urintank ist abgebrochen und Thomas überlegt fieberhaft, wie er das Problem lösen kann.  Nun – mit einer plötzlich nicht mehr benutzbaren Toilette ist es so eine Sache. Vorher gar kein Thema und dann denkt man an nichts anderes mehr. Thomas findet glücklicherweise eine Notlösung, aber wir müssen uns morgen nach einer Firma umsehen, die ein passendes Loch für eine Schlauchdurchführung in einen Schraubverschluss bohren kann.

 

Deshalb geht es nach einer Übernachtung auf dem Rastplatz Akkarvika am nächsten Morgen 8 km zurück bis zu einer Autowerkstatt, die unser kleines Problem auch in 2 Minuten gelöst hat. Alles funktioniert wieder und wir fahren über Reine und Moskenes bis an die – befahrbare – Südspitze der Lofoten. Hier liegt das Dörfchen A (mit Kringel drüber, also gesprochen O). Nach einem kurzen Tunnel folgt ein großer Parkplatz. Von hier gehen wir zu einer Aussichtsklippe mit tollem Rundumpanorama. „Gehen“ ist aber eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Mal springen wir von Stein zu Stein um den moorigen Stellen auszuweichen, mal matschen wir auch hindurch – wandern in Norwegen halt!

Südspitze der Lofoten bei dem Örtchen O (geschrieben A mit Kringel drüber)
Südspitze der Lofoten bei dem Örtchen O (geschrieben A mit Kringel drüber)

Auf der Rückfahrt halten wir in Sakrisöy an „Anita´s Seefood“ einer im Reiseführer hochgelobten Nobel-Fischbude. Wir essen einen Lachs – Fischburger, der mit 15 Euro norwegisches Preisniveau hat, aber auch ganz gut schmeckt. Das Ambiente des Lokals ist Geschmacksache. Irgendwie fühlt man sich beim Essen beobachtet – vor allem, wenn man unter den mit Stockfisch behangenen, ziemlich extravagant gestalteten Kronleuchtern sitzt. Der Ausblick auf die Fjordlandschaft ist allerdings einsame Spitze.

Auf dem „Lofotenrückweg“ machen wir einen Abstecher zu einer Glashütte in Vikten. Das Haus allein ist schon sehenswert und die ausgestellten Glaskunstwerke – Vasen, Schalen, Kerzenhalter und vieles mehr – gefallen uns sehr gut. Aber was wollen wir Dauerreisenden mit großen Glasschüsseln? Also belassen wir es bei einem kleinen Mitbringsel und fahren zurück zur E10.

In der Nähe des Svanvatnet Sees biegen wir auf die 818 ab – und sehen die nächsten Lofoten-Elche. Gleich Drei stehen am helllichten Tag gut sichtbar im Moor herum – leider mal wieder weit weg und an einer zum Anhalten nicht geeigneten Stelle. Wir fahren die 818 noch bis zum Ende – nett, aber muss man nicht gesehen haben – und suchen uns dann in Gravdal einen Übernachtungsplatz. Beim Abendspaziergang entdecken wir hinter einer Klippe „versteckt“ ein Kreuzfahrtschiff und auch die hübsche Kirche des Ortes ist eine positive Überraschung.

Am 28.08. geht es über die E10 bis nach Leknes. Dort spendieren wir dem Sprinter eine Portion Diesel und auch der AdBlue-Tank wird wieder aufgefüllt. Jetzt liegt die 815, die sich – jedenfalls von der Aussicht her – als absolute Traumstraße entpuppt, vor uns. Und das bei Sonnenschein – genial. Statt in Superlativen zu schwärmen stell ich einfach ein paar Bilder mehr ein.

Lofoten Berge Fjord

An einem Rastplatz an der E10 machen wir eine kurze Pause. Einige Holztreppen führen einen kleinen Hügel hoch und wir freuen uns darüber uns etwas die Füße vertreten zu können. Mit dem Panoramablick, der sich uns dann eröffnet haben wir allerdings nicht gerechnet. Der Ausblick ist so gewaltig, dass man die Dimensionen auf einem Bild eigentlich gar nicht wiedergeben kann. Das ist allerdings ein Problem, dass ich in Norwegen laufend habe ;-))

Selbst der Vergleich mit einer Modelleisenbahnlandschaft hinkt, da es einen so kleinen Maßstab gar nicht gibt. Aber schaut selbst!

Lofoten

Anschließen fahren wir nach Fiskebol und nehmen von dort die Fähre nach Melbu auf der Insel Hadselöya. Dort angekommen machen wir auf der 881 eine Inseldreiviertelumrundung. Über eine Brücke geht es weiter zur Insel Langöya. Dort folgen wir der 885 bis zu einem Wanderparkplatz hinter Skagen.

 

Ein sehr schöner Wanderweg führt entlang der Küste bis zu einer Hütte, die Langzeitwanderern für kostenlose Übernachtungen offensteht. Sie ist gemütlich eingerichtet und mit einem kleinen Holzofen ausgestattet. Brennholz liegt auch bereit. Von hier führt der Wanderweg wohl noch über die ganze Insel weiter, aber wir gehen zum Sprinter zurück, denn ich habe entlang des ganzen Weges jede Menge Preiselbeeren entdeckt und jetzt hat mich das Sammelfieber gepackt. Diese Gegend ist wohl optimal für Beerensträucher, denn hier wachsen Preiselbeeren, Blaubeeren, Krähenbeeren, Rauschbeeren und Hartriegelbeeren wild durcheinander.

 

Bei diesem Überangebot der Natur kann ich meinen Sammlerinstinkt voll ausleben und ich mache erst Schluss, als mein Rücken leise protestiert. Immerhin habe ich 1,5 Kilo Preiselbeeren in meiner Tüte und mache mich im Sprinter ans Marmelade kochen. Sehr lecker – jetzt haben wir erst einmal für einige Zeit Vorrat.

Am nächsten Tag hat das Wetter mal wieder eine 100 Grad Wendung gemacht. Gestern noch volle Sonne, heute Regen und Nebel den ganzen Tag. Wir beschließen einen Ruhetag einzulegen und einfach stehenzubleiben. Mal nicht fahren ist bei den Kilometern, die wir in letzter Zeit gemacht haben auch sehr schön und ich habe in Sachen Homepage pflegen echt Nachholbedarf. Wenn wir soviel erleben wie im Moment und das Tag für Tag, ist es schon schwierig mit der Homepage noch mitzuhalten.

Am 30.08. hat sich das Wetter noch nicht wirklich gebessert, aber wir haben keine Lust noch einen Tag rumzustehen. Also machen wir über die E10/E6 Strecke bis nach Narvik. Es regnet den ganzen Tag. Zum Anhalten haben wir keine Lust, Bilder gibt’s auch keine und am Ende des Tages hat der Sprinter 227 km mehr auf dem Tacho. In Narvik quartieren wir uns auf einem Parkplatz in der Nähe einer Schule ein, ein kleiner Spaziergang noch und das war´s dann für heute.

 

Der 31. beginnt regnerisch, aber unterwegs klart es zumindest zeitweise etwas auf. Nach rd. 50 km verlassen wir die E10 und fahren auf der 827 weiter. Diese Nebenstrecke ist landschaftlich sehr schön und wir würden gerne eine Wanderpause machen, zumal rundgeschliffene Berghänge geradezu zu einem Erkundungsgang einladen. Aber es regnet gerade mal wieder so heftig, dass wir nach ein paar Minuten klitschnass wären. An - besser gesagt auf - dieser Strecke liegt der Stetind (1392 Meter), der offizielle Nationalberg Schwedens und Nordeuropas größter, natürlicher einheitlicher Stein.

Norwegen Berg Stetind

Der 31. beginnt regnerisch, aber unterwegs klart es zumindest zeitweise etwas auf. Nach rd. 50 km verlassen wir die E10 und fahren auf der 827 weiter. Diese Nebenstrecke ist landschaftlich sehr schön und wir würden gerne eine Wanderpause machen, zumal rundgeschliffene Berghänge geradezu zu einem Erkundungsgang einladen. Aber es regnet gerade mal wieder so heftig, dass wir nach ein paar Minuten klitschnass wären.

 

An - besser gesagt auf - dieser Strecke liegt der Stetind (1392 Meter), der offizielle Nationalberg Schwedens und Nordeuropas größter, natürlicher einheitlicher Stein. Aufgrund seines markanten Doppelgipfels ist er eigentlich leicht zu erkennen. Jedenfalls dann, wenn diese nicht in den Wolken hängen. Als wir dann durch den Stetindtunnelen fahren, ist uns klar, dass wir ihn gefunden haben. Wir halten auf dem Parkplatz direkt hinter dem Tunnel und von hier können wir die Doppelspitze auch erkennen. Die glatten, fast schwarzen rd. 1800 Millionen Jahre alten Granitflächen sehen sehr eindrucksvoll aus und das er zur selben geologischen Formation wie die Lofoten gehört, ist für uns auch sofort ersichtlich, haben wir doch erst vor wenigen Tagen bei Nusfjord ähnliches gesehen.

 

Bis wir Kjöpsvik erreichen, passieren wir noch vier weitere Tunnel. Langsam fühlen wir uns wie die Wühlmäuse. Von Kjöpsvik nehmen wir die Fähre nach Hamndalen und stoßen nach rd. 5 km wieder auf die E6. An einem Rastplatz weist uns das Runensymbol auf eine weitere Sehenswürdigkeit hin. Bei „the polished rock art of Nordland“ handelt es sich um zwei große Rentierumrisszeichnungen, die mit einer ungewöhnlichen, sonst nirgends auf der Welt bekannten Technik in einen von Eiszeitgletschern glatt geschliffenen Fels poliert wurden. Die Zeichnungen werden auf rd. 9000 Jahre geschätzt. Mehr noch als die Zeichnungen begeistert uns die Landschaft, die aus lauter großen, gletscherglatt geschliffenen Felsen besteht. Die hier wachsenden Bäume gleichen einem Bonsaigarten. Und über uns kreisen zwei Seeadler. Und die Sonne scheint.

Die nächste Rune führt uns zum Husmannsplassen Kjelvik, einem Häuslerhof, der 1967 verlassen wurde. Nach vor 30 Jahren war er nur mit dem Boot und anschließender anstrengender Wanderung über 2 km bei 300 Metern Höhenunterschied zu erreichen. Jetzt wird der Hof in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, so dass sich Besucher ein Bild von dem kargen Leben damals machen können. Leider ist er seit 20.08. nicht mehr geöffnet und wir können uns die Gebäude nur von außen anschauen und einen Blick durch die Fenster werfen. Die Aussicht vom Hof über Wiesen, Wald und Fjord ist wunderschön, dürfte von den Bewohnern damals aber anders bewertet worden seien als von uns heute, wo die E6 ganz in der Nähe verläuft.

Wir fahren noch bis kurz vor Bodö und sind dem Süden wieder um rd. 265 km näher gekommen.Vor uns liegt die nächste Norwegische Landschaftsroute, die Helgelandskysten Strecke, die über insgesamt 433 km führt und 6 Fährfahrten beinhaltet. Unsere Recherche ergibt, dass wir nur 5 km vom Startpunkt, dem Gezeitenstrom Godöstraumen entfernt stehen. In weiteren 4 km folgt der Saltstraumen. Und wie das bei Gezeitenströmen so ist – es strömt nur zu bestimmten Zeiten so richtig.

Im allwissenden Internet finden wir die Gezeitentabellen für den Saltstraumen und obwohl wir von der langen Fahrt geschafft sind beschließen wir unseren Standort auf den Parkplatz auf der Godöstraumenbrücke zu verlagern. Eine hervorragende Entscheidung, da wir dort einen fantastischen Blick über die vielen kleinen Inseln bis hin nach Bodö haben, dass sich auf der gegenüberliegenden Seite des Fjordes entlangzieht.

Abenstimmung Bodöstraumen

Am Straumen strömt kaum etwas, was zu dieser Uhrzeit aber auch normal ist. Sehr interessant und fotogen finde ich die Felsen, die hier wie andernorts auch – den typischen „Gletscherrundschliff“ aufweisen. Allerdings sind sie zusätzlich von vielen markanten Längsrillen durchzogen, die ich so noch nie gesehen habe und die von der tiefstehenden Abendsonne stark hervorgehoben werden.

 

Während ich das Abendessen koche, habe ich Gelegenheit den Sonnenuntergang zu bewundern. Später als es ganz dunkel ist funkeln die Lichter von Bodö mit den Sternen um die Wette.

Am nächsten Morgen um 8 Uhr strömt es schon deutlich stärker. Die höchste Fließgeschwindigkeit wird aber erst um 09.30 Uhr erreicht und dann wollen wir am weitaus größeren Saltstraumen sein.

 

Also verabschieden wir uns vom Godöstraumen, der uns weitaus mehr mit seiner fantastischen Landschaft, als mit dem Gezeitenstrom begeistern konnte und fahren 4 km weiter zum Saltstraumen.

Saltstraumen Gezeitenstrom Wasserwirbel

Der Saltstraumen ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Durch einen 3 Kilometer langen und etwa 150 Meter breiten Sund strömen im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem äußeren und dem inneren Saltfjord hin und her.

Der Strom erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h, und es entstehen gewaltige Strudel mit Durchmessern bis zu zehn Metern. Sie können mehr als vier Meter in die Tiefe reichen und nur bei Stillwasser, also beim Tidenhöchst- und Tiefststand, tritt für kurze Zeit Ruhe ein. Viermal am Tag, alle 6 Stunden ändert der Strom den Naturgesetzen folgend seine Richtung und liegt dann eine kurze Zeit still da, bis die Wassermassen mit voller Kraft wieder in die andere Richtung strömen. Es ist also wirklich wichtig, sich vorher über die Gezeitentabelle zu informieren, wann es etwas zu sehen gibt.

Wir parken auf einem großen Parkplatz unter der großen Brücke, über die die Küstenstraße 17 den Saltstraumen überquert. Über einen kleinen Weg erreichen wir das felsige Ufer direkt neben dem Strom, der auch jetzt – eine halbe Stunde bevor er die höchste Ausströmgeschwindigkeit erreicht – schon gewaltig strudelt und wirbelt. In der Mitte des Hauptstromes ist das Wasser absolut glatt und ca. 30 cm höher als in den rechts und links davon liegenden „Wirlpoolbereichen“, was seltsam anzuschauen ist.

Wir haben Wetterglück. Es ist sonnig und fast windstill. Das Wasser im Saltstraumen ist je nach Strömung dunkelblau bis smaragdgrün und von weißer Gischt gekrönt. Über den Strom reicht der Blick bis zum Börvasstindene Gebirge im Hintergrund.

Wir gehen auf die Brücke, die in der Mitte rd. 40 Meter über dem Strom liegt. Von hier oben eröffnen sich ganz neue Ausblicke auf die Strömungsmuster. Es wäre bestimmt interessant, hier einen Tag zu verweilen und zuzuschauen, wie die Strömung zum Erliegen kommt und dann die Richtung wechselt. Aber bei dem schönen Wetter zieht es uns weiter um noch mehr zu erleben.

Auf der weiteren Fahrroute sehen wir mal wieder die „Rune“ mit einem Schild „Skulpturlandskap“. Das haben wir schon öfters gesehen, aber die Bedeutung erschließt sich uns nicht wirklich. Da weitere Erklärungen fehlen, folgen wir dem einzig vorhandenen Weg bergauf. Nach einiger Zeit zweigt ein Trampelpfad ins Moor ab. Auf einem kleinen Holzschild steht „Thaihuset“ - hm - hier? Wir folgen dem Weg - teils über Trittsteine und Bretter, teils von Grasbüschel zu Grasbüschel springend. Er führt an einen Bergsee mit blühenden Seerosen und daran steht eine kleine Hütte, die etwas im Tai-Stil gehalten ist. Wir treffen zwei junge Frauen, die hier übernachtet haben und gerade wieder aufbrechen. Es handelt sich also um eine öffentliche Hütte für Wanderer und sie ist innen schlicht aber liebevoll mit einer Statue und Räucherstäbchen geschmückt.

Blick auf "den glömda Staden" das vergessene Dorf und die Fjordlandschaft.
Blick auf "den glömda Staden" das vergessene Dorf und die Fjordlandschaft.

Wir gehen zurück auf den Hauptweg und folgen ihm bis zum Gipfel. Dort weist ein kleines Metallschild auf „ den glömda staden“ ein vergessenes Dorf hin. Die Außenmauern einiger Häuser wurden neu errichtet. Nun wirklich spannend finden wir das nicht. Etwas mehr Informationen wären hilfreich, aber das ist es, was mit „Skulpturlandskap“ gemeint war. Der Ausblick von hier oben ist genial und die gletscherglatten Steine sind aus einem Glimmer ähnlichen Gestein und glitzern und funkeln in der Sonne.

Nach einem weiteren langen Tunnel kommen wir nach Storvik, einem kleinen Dorf, an einer langen Sandbucht. Im Hintergrund erheben sich majestätische Berge. In Örnes halten wir zu einkaufen und da gerade ein Flohmarkt stattfinet, schauen wir uns auch dort um. Selbstgestrickte Socken, Holztruhen und Trockenfisch verlocken uns aber nicht zum Geldausgeben. Wir nutzen den großen Platzzwischen Kreisverkehr und Fjord zu einer Kaffeepause, zu der wir nach fast einem Monat auch mal wieder Tisch und Stühle auspacken. Allerdings verschwindet schon nach kurzer Zeit die Sonne und wir dann auch.

Es folgen 3 Tunnel und es stellt sich wieder das „Wühlmausgefühl“ ein. Der Svartistunnelen zieht sich über 8,5 km hin. Der direkt davor liegende Fykanntunnelen über 2,5 km. Glücklicherweise ist heute nicht viel Gegenverkehr. Viele Tunnel hier sind schlecht beleuchtet, oft fehlt der Mittelstreifen, die Natursteinwände haben schwer einschätzbare Vorsprünge und Richtungsweiser für den schnellsten Fluchtweg sucht man auch oft vergeblich. Das ist ganz schön anstrengend zu fahren.

Gletschergebiet Svartisen Norwegen

Schon kurz vor Glomfjord haben wir einen guten Ausblick auf einige Ausläufer des großen Svartisen Gletschergebietes. Jetzt, als wir aus dem Tunnel kommen, sind wir den Gletscherzungen noch viel näher. Nach ca. 12 km halten wir an einem Parkplatz.

 

Hier ist eine richtig große Gletscherzunge zu sehen und wir steigen aus um Fotos zu machen. Tja – und dann geht alles ganz schnell. Zur rechten Zeit am rechten Ort halt.

 

Von hier legt nämlich eine kleine Personenfähre Richtung Gletscher ab. Und zwar in 5 Minuten. Keine Zeit noch was aus dem Sprinter zu holen. Spontanität ist gefragt. Also Gelegenheit beim Schopf packen und ab aufs Boot. Ich in Clogs. Find ich nicht so prickelnd, da von der Anlegestelle ein rd.3 km langer Fußweg Richtung Gletscher führt.

 

Als unsere kleine Fähre um die vorgelagerte Halbinsel biegt sehen wir ein großes Kreuzfahrtschiff in der Bucht liegen. Wir werden also nicht allein unterwegs sein. Die Fähre fährt um 17 Uhr das letzte Mal zurück. Wir haben also zwei Stunden um dem Gletscher etwas näher zu kommen.

 

Der Weg zu dem Svartispavillon, einem Aussichtscafé am Svartisvatnet dem Gletschersee ist 1,5 km und absolut schlappentauglich. Von dort aus folgen wir einem Trampelpfad am Seeufer entlang. Die Landschaft ist wunderschön und der Blick auf die blau schimmernde Gletscherzunge herrlich. Nach ca. 1,3 km machen wir uns aber auf den Rückweg, da wir die Fähre auf keinen Fall verpassen dürfen. An der gletscherseitigen Anlegestelle (leider nur hier und nicht auf dem Parkplatz bzw. der Anlegestelle an der 17) informiert eine Schautafel:

Der Svartisen (norwegisch für „Schwarzeis“) ist mit 370 km² der zweitgrößte Gletscher Norwegens und liegt knapp oberhalb des Polarkreises im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark. Er hat insgesamt 60 Gletscherarme. Die von der Küstenstraße 17 über den Holandsford erreichbare Gletscherzunge heißt Engenbreen und ist mit einer Höhe von nur rd. 100 Metern über dem Meeresspiegel Europas am tiefsten herabreichender Gletscher.

 

Der Engenbreen reichte im 18. Jahrhundert reichte die Gletscherfront bis ganz hinab zum Holandsfjord. Danach zog er sich langsam zurück und um 1900 entstand allmählich der Gletschersee Svartisvatnet, der um 1940 sogar völlig eisfrei war. Noch bis 1965 wanderte die Gletscherfront ein weiteres Stück den Fels hinauf, woraufhin aber wieder Zeiten der Vorstöße folgten. Seit 1997 hat sich das Eis jedoch deutlich zurückgezogen, heute muss man vom See aus ca. eine halbe Stunde zur Eiskante wandern.

Für diesen sicherlich sehr interessanten Weg fehlt uns die Zeit und mir das passende Schuhwerk. Hätten wir all diese Informationen im Vorfeld gehabt, so hätten wir eine Tagestour eingeplant. Man kann auf der Fähre auch Fahrräder mitnehmen und mit diesen das Tal erkunden. Die ca. 10 minütige Fahrt (hin und zurück) kostet 18 Euro pro Person.

 

Aber was soll´s. Wir sind froh, dass wir diese Tour überhaupt mitmachen konnten und das das Wetter mitgespielt hat. Natürlich kann man auch jede Tagesroute vorher über´s Internet genau auskundschaften. Dazu ist aber der Besuch diverser Seiten erforderlich und dazu fehlt uns bei der Menge von Sehenswürdigkeiten in Norwegen die Zeit und vor allem das Internetvolumen. Selbst auf der eigentlich gut gemachten Seite der Landschaftsrouten wird auf die einzelnen Sehenswürdigkeit nicht besonders eingegangen und wer weiss schon nur vom lesen des Namens, das Svartisen ein toller Gletscher, Ureddplassen eine Kriegsgedenkstätte und Braset ein Parkplatz ist?

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz mit Gletscherpanorama. Auf der 17 ist kaum was los und da stört es auch nicht an der Straße zu übernachten. Der kleine Wasserfall hinter uns ist da fast lauter.

Am nächsten Morgen sieht die Welt wieder grau in grau aus und die umliegenden Berggipfel sind in den Wolken verschwunden. Wir fahren weiter und kommen nach rd. 1 km an einem Aussichtspunkt vorbei, der wohl auch eine Info zum Gletscher enthält. Nun ja – wir kommen halt aus der „falschen Richtung“.

Berge Wolken Engenbreen Gletscher

Heute ist Fährentag und da seit gestern der Winterfahrplan gilt, ist warten angesagt. Die erste Fähre geht nur 2,5 km über den Skarsfjord von Furöy nach Ogskardet. Von dort schlängelt sich die Küstenstraße durch eine tolle aber verregnete Berglandschaft bis nach Jektvik. Die Fähre nach Kilboghamn hat rd. 20 km zu überwinden und so nebenbei passieren wir wieder den Polarkreis. Dies erkennen wir an einer Durchsage und einem auf einer felsigen Landzunge aufgestellten Globus, der uns ans Nordkapp erinnert. Wir fahren durch eine wilde Berglandschaft, die wie aus einem düsteren „Herr der Ringe“ Film wirkt. Es ist so windig, dass ich auf dem Außendeck der Fähre kaum den Fotoapparat ruhig halten kann.

Von Kilboghamn fahren wir noch rd. 50 km bis wir an einem Aussichtspunkt auf einem Bergsattel (Storskaret ca. 16 km vor Nesna) mit grandioser Fernsicht die Fahrt für heute beenden. Leider regnet es und wir haben immer nur minutenweise etwas von dem schönen Weitblick. Am nächsten Morgen ist die Aussicht komplett in den Regenwolken verschwunden. Laut Wetterbericht wird sich das heute auch nicht ändern und wir beschließen einen Ruhetag einzulegen. Bei dem Wetter können wir keine 50 Meter weit sehen und das wäre bei der tollen Landschaft echt Verschwendung.